Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Arbeit der Bundeswehr in Afghanistan gelobt und den Soldaten seinen Respekt ausgesprochen. Ohne die Internationale Schutztruppe (Isaf) und die Bundeswehr wäre die Sicherheit bei der ersten Präsidentenwahl in der Geschichte Afghanistans am vergangenen Samstag nicht zu gewährleisten gewesen, sagte der Kanzler bei seinem Besuch in Kabul. Die Wahl knapp drei Jahren nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban sei eine "ganz wichtige Etappe gewesen auf dem Weg zu mehr Stabilität und zu mehr Demokratie im Land".
"Die Arbeit wird auch noch etliche Zeit nötig sein"
"Dass die Wahl bei aller vereinzelter Kritik ohne nennenswerte Sicherheitsprobleme abgelaufen ist, ist ein großer Erfolg für die Truppe, die Führung der Truppe und ein politischer Erfolg." Er habe "großen Respekt vor den jungen Leuten hier", sagte Schröder. "Ohne deren Tätigkeit wäre das alles nicht möglich gewesen. Es sähe grausam aus in diesem Land." Der Bundeskanzler sagte: "Die Arbeit wird auch noch etliche Zeit nötig sein."
Der Besuch Schröders wurde von mehreren afghanischen Präsidentschaftskandidaten kritisiert. Der Kandidat Mir Mohammad Mahfuz Nedahi wertete die Visite kurz nach der von Unregelmäßigkeiten überschatteten Stimmabgabe als klares Zeichen, dass Deutschland schon vor dem erst Ende Oktober erwarteten Ergebnis von einem Sieg Karsais ausgehe. "Deutschland unterstützt damit zu hundert Prozent die US-Politik", sagte er. Der besonders von den USA gestützte Karsai gilt als klarer Favorit.
Der Kandidat Abdul Latif Pedram sagte: "Europa sollte den Demokratisierungsprozess unterstützen, und nicht einen einzelnen Kandidaten." Auch er betonte, Deutschland dürfe der US-Regierung bei der Bevorzugung Karsais nicht folgen.
Afghanistan ist die letzte Station einer einwöchigen Asien-Reise Schröders. Zuvor war er in Indien, Vietnam und Pakistan. Der Bundeskanzler hatte trotz mehrerer Anschläge vor der Wahl an der Afghanistan-Reise festgehalten. Dies sei er den dort stationierten deutschen Soldaten und zivilen Aufbauhelfern schuldig, sagte er. In Afghanistan sind rund 1850 deutsche Soldaten als Teil der internationalen Friedenstruppe Isaf stationiert. Hinzu kommen rund 320 Lufttransportkräfte im usbekischen Termes nahe der afghanischen Grenze. Deutschland stellt damit das größte Kontingent in der Isaf-Truppe, der insgesamt 8900 Soldaten angehören. Der Bundestag hatte den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr Ende September um ein weiteres Jahr verlängert.
Schröder sieht "breite Unterstützung" für deutsche Kandidatur
Die Asien-Reise Schröders war von seinen Bemühungen um eine Reform und Erweiterung des UN-Sicherheitsrats dominiert. Deutschland will sich gemeinsam mit Indien, Japan und Brasilien um einen ständigen Sitz in dem Gremium bewerben. Auf dem Asien-Europa-Gipfel in Hanoi, bei dem 38 Staaten vertreten waren, wurde nach Schröders eigenen Angaben eine "breite Unterstützung" für eine deutsche Kandidatur deutlich.