Das Zentrum von Athen war am Montagabend ein Flammenmeer: Nach dem Tod eines 15-jährigen Schülers in Athen geriet die Gewalt in Griechenland außer Kontrolle. Die Polizei schien am Montagabend nicht mehr Herr der Lage. Rund 4000 Autonome nahmen praktisch das Athener Stadtzentrum ein, berichteten übereinstimmend griechische Medien. Gewalttätige Demonstranten verwüsteten alles, was ihnen in den Weg kam. Entlang der drei großen Einkaufsstraßen Panepistimiou, Stadiou und Skoufa sowie rund um den zentralen Syntagmaplatz brannten nahezu alle Geschäfte.
Die gewaltbereiten, autonomen Demonstranten hatten ihre zerstörerische Wut an Bauten, Geschäften und Autos ausgelassen. Sie warfen Molotow-Cocktails, plünderten und brandschatzten. Verängstigte Passanten flohen, Ladenbesitzer eilten mit Tränen in den Augen vergebens um Hilfe. Resignierte Feuerwehrleute entgegneten am Telefon auf die Frage, wo es brennt: "Fragen Sie uns lieber, wo es nicht brennt!". Zudem war die Feuerwehr jedoch selbst an Einsätzen gehindert, weil der wütende Mob auch die Einsatzfahrzeuge mit Brandflaschen attackierte.
Dutzende Menschen wurden verletzt. "Hier herrscht Krieg. Holt uns hier raus", riefen verzweifelte Bewohner aus dem Zentrum Athens telefonisch um Hilfe. "In meiner mehr als 30-jährigen Karriere habe ich keine derartigen Verwüstungen gesehen", meinte der Präsident des griechischen Journalistenverbandes, Panos Sombolos, am Montagabend im Fernsehen.
Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, was aber ohne merkbare Wirkung auf die Randalierer blieb. Schlimm war die Situation auch in der Hafenstadt Thessaloniki. Auch dort plünderten Autonome Banken, Geschäfte und steckten Autos in Brand. Krawalle wurden auch von der Mittelmeerinsel Kreta sowie aus Patras, Larissa und anderen Städten des Landes gemeldet.
In Athen brannte selbst der 20 Meter hohe Weihnachtsbaum der Stadtverwaltung lichterloh. "Es gibt keine Staatsmacht mehr. Es ist schlimm", kommentierten Reporter aus dem Athener Stadtzentrum. Einige Tausend "Vandalen" hätten den griechischen Staat praktisch ausgeschaltet, hieß es. "Das griechische Lumpenproletariat hat heute Nacht die Bühne betreten", bewerteten es andere Kommentatoren.
Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis wollte sich am Dienstag mit Staatspräsident Karolos Papoulias und den Vorsitzenden der griechischen Parteien treffen. Ein Regierungssprecher dementierte hingegen Gerüchte, dass ein landesweiter Ausnahmezustand ausgerufen werden könnte.