Der Iran wird seine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Angaben eines hochrangigen Diplomaten auf das vorgeschriebene Mindestmaß reduzieren. Über die Fortschritte beim angekündigten Bau weiterer Uran-Anreicherungsanlagen würden die UN-Atomkontrolleure erst ein halbes Jahr vor Inbetriebnahme informiert, sagte der an den Atomgesprächen beteiligte ehemalige iranische Botschafter Abolfasl Sohrehwand der amtlichen Nachrichtenagentur Irna.
Sohrewand berief sich dabei am Freitag auf eine zwischen dem Iran und der IAEA umstrittene Interpretation der iranischen Informationspflichten nach den bestehenden Abkommen zwischen beiden Seiten. "Gemäß den Sicherungsvereinbarungen sollten wir die IAEA nach der Installation der Geräte und nur 180 Tage vor der Einführung von Gas in die Zentrifugen informieren", sagte Sohrewand am Freitag. "Und wir werden im Rahmen der Schutzabkommen handeln." Der Iran war Ende November vom IAEA-Gouverneursrats mit großer Mehrheit wegen des im September bekanntgewordenen Baus einer zweiten Uran-Anreicherungsfabrik bei Ghom gerügt worden. Daraufhin hatte die Regierung in Teheran angekündigt, zehn weitere solche Anlagen von der Größe derjenigen bei Natans zu bauen. Der Streit über die iranischen Informationspflichten spielt auch bei der Atomfabrik bei Ghom eine Rolle: Nach Ansicht der IAEA hat der Iran seine vertraglichen Verpflichtungen verletzt, weil er die UN-Behörde nicht sofort bei Planungsbeginn über die neue Anlage in Kenntnis setzte. Dabei beruft sich die IAEA auf ein 2003 vom Iran akzeptiertes Abkommen, aus dem sich das Land 2007 aus Protest gegen UN-Sanktionen zurückzog. Nach Ansicht der UN-Atombehörde ist ein solcher Schritt aber nicht einseitig möglich. Mit der nun von Ex-Botschafter Sohrewand angekündigten Frist beruft sich der Iran erneut auf ältere, nach Ansicht der IAEA durch die weitergehende Vereinbarung überholte Regelungen.
Am Donnerstag hatten die USA und Bundeskanzlerin Angela Merkel gewarnt, die Geduld der internationalen Gemeinschaft im Atomstreit sei endlich. Nach Angaben von US-Vertretern hat der Iran bis zum Jahresende Zeit, auf ein Angebot zur Verarbeitung großer Teile seines niedrig angereicherten Urans in Russland und Frankreich einzugehen. Andernfalls drohten neue Sanktionen.