Plünderer, anti-amerikanische Demonstrationen, der Tod von acht Kameraden allein in den vergangenen Tagen und nicht zuletzt die brütende Hitze: Dem Sieg in Bagdad folgte für die US-Truppen schnelle Ernüchterung. Die Soldaten der 3. Infanterie-Division, die vor sechs Wochen die irakische Hauptstadt eroberten, wollen inzwischen nur noch eines: nach Hause. Im Vertrauen räumen Offiziere ein, dass es mit der Moral der Truppe nicht zum Besten stehe. Der Ton sei schärfer geworden, sowohl im Umgang der Soldaten untereinander als auch gegenüber irakischen Zivilisten.
"Sie müssen uns nach Hause schicken"
Ein Grund für die Frustration ist die Ungewissheit, wann die bereits seit sechs Monaten in der Golfregion stationierte Einheit abgelöst werden wird. "Man hatte uns versprochen, dass nach der Einnahme von Bagdad andere Truppen hergeschickt würden", beschwert sich ein Soldat. "Diejenigen, die für das Töten zuständig waren, sollten nicht zur Wahrung des Friedens eingesetzt werden. Sie müssen uns nach Hause schicken."
Zwar sind in den vergangenen Tagen US-Soldaten der 1. Panzerdivision aus Wiesbaden eingetroffen, die in Bagdad die Kontrolle übernehmen soll. Aber wann die 3. Infanterie-Division abziehen darf, ist nach Angaben ihres Befehlshabers ungewiss. "Wir werden unsere Mission hier fortsetzen, bis wir abgelöst werden. Ich kann nicht sagen, wann das sein wird, aber hoffentlich bald", sagt Generalmajor Buford Blount III. Er wolle das Thema bei einem Treffen mit dem Oberbefehlshaber der alliierten Truppen, Tommy Franks, ansprechen.
Wachsender Stress unter den Soldaten
Hinter vorgehaltener Hand berichten Offiziere von wachsendem Stress unter den Soldaten, der sich durch lautstarke Streitereien bemerkbar mache. Zudem sinke die Bereitschaft, sich für weitere Dienstjahre bei der Armee zu verpflichten. Die Heerespsychiater, die die Truppen vorsorglich untersuchten, haben vielen Soldaten empfohlen, nach ihrer Heimkehr psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber niemand weiß, wann das möglich sein wird.
Die wachsende Ungeduld der Soldaten macht sich auch im Umgang mit irakischen Zivilisten bemerkbar. Viele Kameraden verlören rasch die Beherrschung, sagt der Soldat Robert Blake. Er selbst habe beim Friedenseinsatz im Kosovo gelernt, Ruhe zu bewahren, aber viele Kameraden könnten ihre kriegerische Haltung einfach nicht abschütteln. „Wenn man gerade von der Front kommt, klingt das verrückt, aber ich habe einigen Leuten gesagt: 'Entspann dich, Kumpel, nicht alle hier wollen dich umbringen.'", berichtet der 20-Jährige.
Fußstreife mit dreizehn Kilogramm schwerer Ausrüstung
Um das Leben in Bagdad etwas leichter zu machen, bemühe sich die Heeresführung, alle Truppen mit Strom und fließend Wasser zu versorgen, sagt Kommandeur Blount. Außerdem bekommen die Soldaten Eiswürfel - damit sie einen kühlen Kopf behalten, wenn sie bei Temperaturen um 38 Grad Celsius mit ihrer dreizehn Kilogramm schweren Ausrüstung auf Fußstreife gehen.