Bodenoffensive US-Truppen dringen weit auf irakisches Gebiet vor

Amerikanische und britische Truppen sind heute bei ihrer Bodenoffensive weit auf irakisches Gebiet vorgedrungen. Im Süden Iraks besetzten die von den USA geführten Truppen wichtige Anlagen der Ölindustrie des Landes.

Amerikanische und britische Truppen sind heute bei ihrer Bodenoffensive weit auf irakisches Gebiet vorgedrungen. Im Süden Iraks besetzten die von den USA geführten Truppen wichtige Anlagen der Ölindustrie des Landes.

Ein Sprecher der britischen Truppen in Katar sagte, die Soldaten könnten in drei bis vier Tagen die irakische Hauptstadt Bagdad erreichen. Erstmals seit Kriegsbeginn starteten im Westen Englands am späten Vormittag amerikanische B-52-Bomber, die bis zu 20 Marschflugkörper gleichzeitig abfeuern können. Britische Truppen nahmen die für den Ölverkehr wichtige Halbinsel Faw ein und besetzten zentrale Ölanlagen. In der am dortigen Meerzugang gelegenen Hafenstadt Umm Kasr stießen US-Truppen nach britischen Angaben auf heftigen Widerstand.

Reuters-Korrespondent Luke Baker berichtete, ein aus Süden kommender US-Verband aus 2.000 Panzern, gepanzerten Angriffsfahrzeugen und Versorgungslastern sei bis zum Nachmittag 200 Kilometer weit in Richtung Bagdad vorgestoßen. In der Stadt Nassirija am Euphrat stieß eine Einheit der US-Truppen auf Widerstand. Reuters-Korrespondent Andrew Gray, der eine Einheit der dritten US-Infanterie-Division begleitete, berichtete, die US-Truppen hätten mit dem Abschluss von Raketen auf das Feuer der irakischen Armee reagiert. Nassirija ist ein wichtiger Übergangspunkt über den Euphrat etwa 375 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad.

Halbinsel Faw besetzt

Nach Angaben des britischen Verteidigungsminister Geoff Hoon wurde die Halbinsel Faw im Südosten Iraks besetzt. Der größte Teil der Ölanlagen sei intakt gesichert worden. Bereits am Donnerstag hätten US-Truppen mit der Sicherung des Ölfeldes Rumaila im Süden sowie der Gas- und Ölanlagen begonnen. Hoons Angaben zufolge brannten im Süden Iraks jedoch etwa 30 Ölfelder. Dies sei angesichts der Tatsache, dass es Hunderte Ölfelder gebe, nicht so schlimm. "Alle unsere Ziele wurden erfolgreich erobert", sagte ein Armeesprecher.

Die britischen Truppen wollten anschließend zu der zweitgrößten Stadt des Landes Basra vorstoßen, wo die großen Ölfelder im Süden des Landes liegen. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, die US-Armee habe möglicherweise die riesigen Ölfelder bei Kirkuk im Norden gesichert. Offiziell bestätigt wurde dies zunächst nicht. Der Schutz der Ölfelder gilt als eines der wichtigsten Ziele der Militärstrategen. Im Golfkrieg 1991 hatte Irak die Ölfelder Kuwaits in Brand gesteckt und damit die Ölförderung des Landes stark beeinträchtigt.

Heftige Gefrechte in Kuwait

Ein Sprecher der britischen Truppen des Stützpunktes in Katar sagte auf die Frage, wann die marschierenden Truppen Bagdad erreichen würden: "Wenn ich wetten würde, was ich nicht tue, hoffentlich in drei bis vier Tagen." Auch US-Admiral John Kelly äußerte sich zuversichtlich: "Wir werden gewinnen und wir werden schnell gewinnen."

Der britische Premierminister Tony Blair warnte am Rande des EU-Gipfels in Brüssel jedoch vor Hoffnungen auf einen allzu raschen Sieg. "Ich möchte aber darauf hinweisen, dass unsere Streitkräfte auf Widerstand treffen werden und dass wir mit unserem Feldzug natürlich nicht alle Ziele über Nacht erreichen werden." Auch die US-Regierung erklärte, der Krieg könne lang und gefährlich werden. Der irakische Informationsminister Mohammed Saeed el Sahaf sagte, die Invasion werde scheitern. "Wir werden sie nicht aus dem Sumpf herauslassen, den sie betreten haben. Sie werden von ihrem Schicksal ereilt werden."

In der an der Grenze zu Kuwait gelegenen Hafenstadt Umm Kasr gab es Hoon zufolge heftige Gefechte. Mindestens zwei Iraker wurden im Verlauf der Offensive getötet. Bis zum Mittag (Ortszeit) hätten sich bei Umm Kasr mindestens 250 Iraker den US-Truppen unter britischem Kommando ergeben, sagte ein britischer Militärsprecher. Hoon sagte, die Stadt werde ungeachtet des Widerstands in Kürze unter Kontrolle sein.