Bei neuen Angriffen der Islamistenorganisation Boko Haram in Nigeria sind nach Berichten von Dorfbewohnern und eines Parlamentsabgeordneten möglicherweise hunderte Menschen getötet worden. Mehrere Dorfälteste gaben die Zahl der Todesopfer bei den Angriffen auf die Dörfer Goshe, Attagara, Agapalwa und Aganjara im nordöstlichen Staat Borno am Donnerstag mit zwischen 400 und 500 an. Eine genaue Opferzahl könne bislang nicht genannt werden, da die Boko-Haram-Kämpfer derzeit die gesamte Region kontrollierten, sagte der Abgeordnete Peter Biye.
Bewaffnete Kämpfer hatten am Dienstagabend die Dörfer gestürmt, Einwohner getötet und Häuser, Kirchen und Moscheen niedergebrannt. Überall lägen Leichen herum, sagte Biye, der die betroffene Region im Unterhaus des nigerianischen Parlaments vertritt. Niemand könne die Toten bestatten, weil die Kämpfer noch immer vor Ort seien.
Die vor zehn Jahren gegründete Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Bei zahllosen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden seit 2009 tausende Menschen getötet. Für internationale Empörung sorgte zuletzt vor allem die Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamisten im April.