Boris Johnson hat mit einer respektlosen Äußerung parteiübergreifend für Empörung gesorgt. Der britische Außenminister sagte auf dem Parteitag der Konservativen am Dienstag in Manchester, dass die ehemalige IS-Hochburg Sirte in Libyen leicht zu einem neuen Dubai werden könne. "Sie müssen nur die Leichen wegräumen", fügte er mit einem Lachen hinzu. Nun werden erste Rücktrittsforderungen laut.
Johnson sieht Sirte als zukünftiges Touristenparadies
Nach monatelangen Kämpfen hatten libysche Milizen, die mit der UN-unterstützten Einheitsregierung in der Hauptstadt Tripolis verbündet sind, Sirte im vergangenen Dezember von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erobert. Erst im August waren dort die Leichen von 25 Menschen in verschiedenen Teilen der Stadt gefunden worden.
Johnson betonte mit der Aussage, dass die Stadt mit ihren weißen Sandstränden und dem "wunderschönem Meer"sonst schon alle Voraussetzungen für ein Touristenparadies habe, seinen unsensiblen Umgang mit den Bürgerkriegsopfern. Es gebe britische Geschäftsleute, die dort investieren wollten, sagte der 53-Jährige weiter.
Empörung und Rücktrittsforderungen
Die Labour-Außenexpertin Emily Thornberry kritisierte den Kommentar des Konservativen als "unglaublich krass, kaltblütig und grausam". Für ihn seien die Kriegsopfer nichts weiter als eine Unannehmlichkeit für britische Geschäftsleute. Seine Worte seien völlig unangemessen für einen Außenminister.
Die Tory-Abgeordnete Heidi Allen empörte sich bei Twitter: "100% inakzeptabel, egal von wem, nicht zuletzt vom Außenminister. Dafür muss Boris entlassen werden. Meine Partei vertritt er nicht."
Johnson selbst zeigte sich in seinen Tweets empört darüber, dass die Lage in Sirte genutzt werde, um damit Politik zu machen. Er verwies auf die Schwierigkeit, die Leichen zwischen zahlreichen Sprengfallen zu bergen. Für seine drastische Äußerung hat er sich bisher noch nicht entschuldigt.