Der Kreis der jungen Männer, die mit einer Einberufung zum Wehrdienst rechnen müssen, wird kleiner. Die Bundeswehr ändert ab 1. Juli die Auswahlkriterien, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Hannes Wendroth, am Montag mitteilte. Danach werde keiner mehr einzogen, der das 23. Lebensjahr vollendet hat, verheiratet ist oder nur den Tauglichkeitsgrad 3 erreicht. Auch Fachhochschulabsolventen, die bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben, würden vom Wehrdienst befreit.
Keine Vorentscheidung über künftige Dauer der Wehrpflicht
Es gehe darum, "Planungssicherheit für Unternehmen zu schaffen und die Einsatzbereitschaft der Armee zu gewährleisten", sagte Wendroth. Er betonte, dass damit keine Vorentscheidung über die künftige Dauer der Wehrpflicht getroffen werde. Verteidigungsminister Peter Struck lässt derzeit prüfen, wie lange Wehrdienstleistende ausgebildet werden müssen, um den neuen Anforderungen an die Bundeswehr - etwa bei internationalen Einsätzen - zu entsprechen. Im Gespräch ist eine Herabsetzung von neun auf sechs Monate. Struck hat sich grundsätzlich für die Beibehaltung des Wehrdienstes ausgesprochen.
Kritik aus der Union
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Schmidt, kritisierte die Herabsenkung der Einberufungskriterien. Das führe zu neuen Ungerechtigkeiten und liefere der schwelenden Debatte um den Erhalt der Wehrpflicht nur neue Nahrung. Neben der abnehmenden Wehrgerechtigkeit drohe auch ein Qualitätsverlust für die Bundeswehr, wenn gerade hoch qualifizierte junge Leute kaum noch einberufen würden.