Der Chef der prokurdischen türkischen Partei HDP ist am Sonntagabend womöglich einem Attentatsversuch entgangen. Auf das gepanzerte Fahrzeug von Selahattin Demirtas sei eine Kugel abgefeuert worden, als er durch die überwiegend kurdische Stadt Diyarbakir im Südosten des Landes gefahren sei, teilte seine Demokratische Volkspartei (HDP) am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Das Geschoss sei in Kopfhöhe auf das Auto geprallt, habe die Scheibe aber nicht durchschlagen. Das Gouverneursbüro der Region wies die Darstellung aber zurück, Demirtas' Wagen sei beschossen worden.
Die prokurdische Nachrichtenagentur Firat berichtete, weder Demirtas noch seine Leibwächter hätten einen Schuss gehört. Sie hätten aber nach der Ankunft den Abdruck einer Kugel gesehen. Ein Projektil wurde nicht gefunden. Das Gouverneursbüro teilte mit, die Limousine sei offiziell untersucht worden, dabei sei ein drei Zentimeter breiter Abdruck auf der linken Seite der Heckscheibe festgestellt worden. Dieser stamme aber nicht von einer Schusswaffe, sondern von einem "sehr harten Objekt". Es habe kein versuchtes Attentat auf den Parteichef gegeben.
Die politische Lage in der Türkei ist äußerst angespannt. Die konservative Regierung hatte vor vier Monaten eine Offensive gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gestartet, was den Kurdenkonflikt wieder anheizte. Demirtas ist einer der charismatischsten Politiker der Türkei und wird auch von Nicht-Kurden unterstützt. Er ist einer der wichtigsten Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan.