Das Land Schleswig-Holstein lockert die Corona-Maßnahmen und hebt unter anderem die 2G-Regel für den Einzelhandel auf. Kunden müssen dann in Geschäften nur noch eine Maske tragen, brauchen aber keinen Impfnachweis mehr. Auch die Sperrstunde für die Gastronomie soll entfallen. Das teilte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwoch in Kiel mit. Auch bei Großveranstaltungen soll es Lockerungen geben. Die Regelungen sollen laut dem CDU-Politiker ab dem 9. Februar gelten. Günther begründete den Schritt unter anderem mit einer vergleichsweise hohen Impfquote im nördlichsten Bundesland. Das Land wolle sich "ein Stück in Richtung Normalität bewegen", so Günther.
Der Regierungschef kündigte zudem Änderungen bei Veranstaltungen an, das Land werde aber einen geplanten bundeseinheitlichen Beschluss abwarten. Dieser werde voraussichtlich bei größeren Veranstaltungen im Freien – wie beispielsweise im Fußballstadion – künftig bis zu 10.000 Zuschauer bei einer Belegung von maximal 30 Prozent der Plätze beinhalten. Drinnen seien bis zu 4000 Besucher in der Diskussion bei maximal halber Kapazität. Dies würde auch für Handballspiele gelten.
Daniel Günther: Impfquote wie in Dänemark
Günther begründete die Lockerungen damit, dass die Omikron-Variante des Coronavirus zwar ansteckender, aber weniger gefährlich sei. Schwere Verläufe seien unter Geimpften kaum zu verzeichnen. "Mit unserer Impfquote liegen wir etwa auf gleicher Höhe wie unser Nachbar Dänemark, der alle Beschränkungen aufhebt", sagte der Regierungschef. Allerdings sei dort die Anzahl der Genesenen um ein Vielfaches höher.
Der Norden stand bei der Sieben-Tage-Inzidenz (895,2) laut Robert Koch-Institut aktuell auf Platz 13 der Bundesländer und die Belastung der Krankenhäuser blieb moderat – ein entscheidendes Kriterium für neue Maßnahmen. Die Landesregierung hatte sich am Montag mit ihrer Expertenrunde über das weitere Vorgehen ausgetauscht.
Auftakt für Lockerungswelle?
Für die Gastronomie gibt es vorerst keine weitere Lockerung neben dem Wegfall der Sperrstunde. Dort gilt weiter 2G plus – es erhalten nur Geimpfte oder Genesene Zutritt, wenn sie eine Auffrischungsimpfung hatten oder einen negativen Test vorlegen.
Politische Beobachter glauben, dass die Entscheidung in Schleswig-Holstein der Beginn einer Lockerungswelle angesichts vielfach milderer Verläufe der Omikron-Variante und Öffnungen in den Nachbarländern sein könnte. Am Dienstagabend hatte der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) im ZDF gefordert, dass bis zur nächsten Bund-Länder-Runde eine Öffnungsperspektive entwickelt werden müsste. Er zeigte Sympathie für Beschlüsse wie sie jetzt die Kieler Regierung gefasst hat.