Der Mann mit dem schwarzen Hut und den spitzen Stiefeln entspricht dem stereotypen Bild eines texanischen Cowboys - nicht dem eines Politikers. Doch der Satiriker, Countrysänger und Buchautor Kinky Friedman will am 7. November 2006 Gouverneur des Bundesstaates Texas werden. In den 70er Jahren gehörte der mittlerweile 61-Jährige mit seinen "Texas Jewboys" zu den Paradiesvögeln der amerikanischen Volksmusikszene. Später begeisterte er seine Fans mit Detektivromanen, in denen er selbst die Hauptrolle spielte. Nun hat er seine eigene Wahlkampagne.
Mit seinem markigen Wahlspruch "Warum zur Hölle nicht?" ("Why the hell not?") kämpft der unabhängige Kandidat um das Amt des Gouverneurs. Dass Friedmans Kampagne unkonventionell ist, zeigt nicht zuletzt sein Spiel mit den Medien: Der Fernsehsender Country Music Television hat zwei Folgen einer Reality Show produziert, die Friedman beim Wahlkampf zeigen. Die beiden Pilotfolgen waren kürzlich zu sehen.
Cowboyhut statt Anzug und Krawatte
Friedman verzichtet auf Anzug und Krawatte. Seine Markenzeichen sind Cowboyhut und Zigarre - und das kommt bei den Texanern offensichtlich an. Zwar liegt er immer noch hinter seinem demokratischen Mitherausforderer Chris Bell und dem republikanischen Amtsinhaber Rick Perry, aber nach jüngsten Umfrageergebnissen käme Friedman immerhin auf 21 Prozent der Wählerstimmen. Sollte er tatsächlich siegen, würde er, wie Präsident George W. Bush von 1994 bis 2000, den zweitgrößten amerikanischen Bundesstaat führen.
Vor allem die Demokraten Bell dürften Kinky Friedmans Ambitionen ärgern, denn der Countrystar besetzt zumindest inhaltlich ähnliche Positionen: Auf seiner Agenda stehen ebenfalls verbesserte Bildung und umfassendere soziale Sicherheitssysteme. Daneben kämpft Friedman für die gleichgeschlechtliche Ehe und erneuerbare Energien. Zur Realisierung seiner Pläne möchte er beispielsweise das Glücksspiel in Texas legalisieren. Und was wäre seine erste Amtshandlung? Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf den Straßen von bisher 70 auf exakt 54,95 Meilen pro Stunde (88,43 km/h), wie er dem Magazin "The New Yorker" verriet.
Holocaust als Countrysong
Überhaupt ist Friedman bekannt für seine unorthodoxen und provozierenden Ideen: Der Sohn jüdischer Eltern ist wahrscheinlich der einzige, der jemals den Holocaust in einem Country Song thematisiert hat. Seine satirischen Lieder brachten ihm den Titel "Frank Zappa der Country Music" ein.
Um seine kuriosen Wahlversprechen in die Tat umsetzen zu können, muss Kinky jedoch noch einige Hürden aus dem Weg räumen: Das texanische Wahlrecht lässt ihn nur als Kandidaten zu, wenn er nach den Vorwahlen im März 2006 in einem Zeitraum von acht Wochen mindestens 50.000 Unterschriften registrierter Wähler sammelt. Seinen Wahlkampf lässt er von dem befreundeten Shampoo-Millionär John McCall finanzieren. Daneben vertreibt Friedman über seine Internetseite T- Shirts, eine sprechende Actionfigur und Anstecker mit der Aufschrift "Mein Gouverneur ist ein jüdischer Cowboy".