Einige im Golfkrieg eingesetzte amerikanische Soldaten und Medienvertreter haben Irak offenbar als Selbstbedienungsladen angesehen. Sie versuchten, Kunstgegenstände, Bargeld und Memorabilia wie vergoldete Waffen in ihre Heimat zu schmuggeln. Gegen einen 27-jährigen Techniker des Fernsehsenders Fox haben die US-Behörden bereits Anklage erhoben. Weitere Ermittlungsverfahren gegen Journalisten und fünf US-Soldaten wurden eingeleitet.
Der mittlerweile entlassene Fox-Mitarbeiter soll zwölf Gemälde aus dem Besitz von Saddam Husseins Sohn Odai gestohlen haben. Die Darstellungen von Vater und Sohn in historischen arabischen Szenen haben zwar keinen künstlerischen Wert, könnten aber als Sammlerstücke einen hohen Preis erzielen. Zudem wurden im Gepäck des Technikers auch 40 irakische Pfandbriefe gefunden. Im Falle einer Verurteilung drohen Benjamin James Johnson bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 250.000 Dollar.
Ermittlungen wegen Diebstahls
Zudem wird gegen fünf Soldaten wegen Diebstahls von mehreren hunderttausend Dollar ermittelt. Die Soldaten hatten laut einem Sprecher der US-Streitkräfte mehr als 600 Millionen Dollar in Verstecken nahe den Präsidentenpalästen in Bagdad entdeckt. Rund 900.000 Dollar davon sollen sie behalten haben, wie ein mit den Ermittlungen vertrauter Soldat sagte.
Zollbeamte konfiszierten auf Flughäfen in Washington, Boston und London bislang mindestens 15 Gemälde, vergoldete Schusswaffen, verzierte Messer, Pfandbriefe und andere Gegenstände aus Irak. Zwar ist keiner der wertvollen Kulturschätze dabei, die nach dem Sturz Saddam Husseins aus den irakischen Museen geplündert wurden. Doch die amerikanischen Behörden hatten ausdrücklich auch vor der Ausfuhr von Kriegstrophäen und Souvenirs gewarnt.
"Das muss aufhören"
"Das ist Diebstahl", sagte Jayson Ahern, leitender Mitarbeiter der US-Zollbehörde. "Wir sind dort zur Befreiung. Das muss aufhören." Nach Angaben der Behörden werden weitere Anklagen und Beschlagnahmungen folgen. Zollbeamte erarbeiten derzeit in Bagdad Listen über die geplünderten Kulturgüter. Auch FBI und Interpol haben ihre Hilfe bei der Suche nach dem Diebesgut zugesagt.