Er kann es nicht lassen: US-Präsident Donald Trump hat bei seinem Krankenhausbesuch in der von einem Massaker erschütterten Stadt El Paso mit der Zuschauerzahl bei einem seiner Wahlkampfauftritte geprahlt. Das belegt ein vom Sender KFOX14 veröffentlichtes Video der Veranstaltung, bei der nach Angaben aus dem Weißen Haus eigentlich die Opfer im Vordergrund stehen sollten.
Die Aufnahmen zeigen Trump bei seinem Treffen mit Mitarbeitern des University Medical Center am Mittwoch in der texanischen Grenzstadt. Zu sehen ist, wie der Präsident zunächst den Einsatz des medizinischen Personals nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag mit 22 Toten würdigt und versichert, "die ganze Welt" würde über die Mitarbeiter sprechen.
Trump schwärmt von seiner eigenen Veranstaltung
Plötzlich wechselt Trump das Thema und spricht über eine Veranstaltung, die er im Februar in El Paso abgehalten hatte. Dabei habe es eine "ganz schöne Menge" an Zuschauern gegeben, sagt der 73-Jährige. Vor dem Veranstaltungsort hätten sich noch einmal "doppelt so viele" Menschen versammelt. An einer Gegenveranstaltung des "verrückten" demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Beto O'Rourke hätten dagegen gerade mal 400 Menschen teilgenommen. O'Rourke stammt aus El Paso und hat den Präsidenten in den vergangenen Tagen wiederholt scharf kritisiert.
Für Trump hat die Frage, wie viele Zuschauer er anlockt, eine enorme Bedeutung. Immer wieder spricht er während seiner Wahlkampfveranstaltungen und danach darüber, wie voll die Hallen seien, in denen er auftritt. Unvergessen ist auch der Streit darüber, wie groß die Menge war, die seiner Amtseinführung Anfang 2017 in Washington beiwohnte.
Dass der Präsident nun sogar bei seinem Besuch in El Paso, bei dem es ausschließlich um die Würdigung von Rettungskräften und Polizisten und um Anteilnahme mit den Anschlagsopfern gehen sollte, davon schwärmt, wie viele Anhänger er vor Monaten in der Stadt versammelt hat, ist Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker. Diese hatten Trump schon vor dem Auftauchen des Videos vorgeworfen, ihm sei es bei den Reisen nach El Paso und Dayton, dem zweiten Anschlagsort vom vergangenen Wochenende, vor allem darum gegangen, sich selbst in Szene zu setzen.