"Gib niemals auf". "Nicht kleckern, klotzen!". Und natürlich der Bestseller: "Die Kunst des Erfolgs" – Donald Trump hat in den vergangenen Jahrzehnten einige Bücher geschrieben. Besser gesagt: schreiben lassen. Einer seiner Ghostwriter, Tony Schwartz, bat jüngst desillusioniert darum, man möge doch den Verkaufsschlager "The Art of the Deal" künftig unter "Fiktion" einsortieren. Er reagierte damit auf die Nachricht, dass Trump in zehn Jahren mehr als eine Milliarde Miese gemacht haben soll. Jetzt meldet sich ein anderer Ghostwriter zu Wort und sägt weiter am Image von Donald Trump, dem erfolgreichen Geschäftsmann.
Gelangweilt, aufbrausend, geschäftsuntüchtig
Charles Leerhsen, der von 1988 bis 1990 geholfen hatte, "Surviving at the top" zu verfassen, hat für "Yahoo News" einen Beitrag über seine beiden Jahre an der Seite des jetzigen US-Präsidenten geschrieben. Es sind Notizen über einen dauergelangweilten, aufbrausenden und weitgehend geschäftsuntüchtigen Mann, dessen "einziger Beitrag zu seinem Unternehmen es war, die Teppiche auszusuchen", wie er schreibt.
Trumps unübersehbare Wolkenkratzer, seine Bücher sowie seine TV-Show "The Apprentice" haben über viele Jahre dazu beigetragen, ihm das Image eines ungeheuer erfolgreichen Unternehmers zu verleihen. Autor Tony Schwartz aber hatte schon vor einiger Zeit öffentlich bereut, Trump mithilfe des Buchs zu diesem Ruf verholfen zu haben. Überhaupt ist eher unklar, wie wohlhabend der US-Präsident tatsächlich ist, denn er weigert sich hartnäckig, seine Einkommenssteuererklärung zu veröffentlichen. Laut dem US-Magazin "Forbes" soll er rund drei Milliarden Dollar besitzen.
War Donald Trump von Ängsten geplagt?
Leerhsens Erfahrung mit Trump beginnt er so: "Am Dienstag hat die 'New York Times' exklusiv berichtet, dass Donald Trump zwischen 1985 und 1994 die größten Verluste als Einzelperson in der amerikanischen Geschichte gemacht hat. Wurde er deswegen von Ängsten geplagt? Oder grinste er, weil er das Geschehen als 'Sport' betrachtete, wie er nun auf Twitter behauptet? Ich weiß es zufällig, denn ich war in der Zeit sein Ghostwriter und ich kann Ihnen sagen: weder noch. Abgesehen von einem gelegentlichen Anflug von Wut angesichts der täglichen Gewinn-/Verlustzahlen, schien es ihn nichts zu stören", schreibt er.
Lesen Sie hier Leerhsens verwunderliche Erinnerungen:
- "Er verbrachte überraschend viel Zeit damit, sich Stoffmuster anzuschauen. Eigentlich war das seine Hauptbeschäftigung. Eines Tages sind wir zusammen nach Atlantic City geflogen, wo er sich noch mehr Stoffmuster anschaute. Mit Stoffmustern befand er sich in seiner Komfortzone – mit dem Management von Hotels und Fluggesellschaften tat er es eindeutig nicht."
- "Bevor alles sehr schnell den Bach runterging, gab es eine Zeit – die 'König Midas Periode' – in der alles, was er anfasste, in einen Geschäftsabschluss mündete. Die Banken waren tatsächlich auf das Bild hereingefallen, das sie aus "The Art of the Deal" kannten. Sein erstes Buch, von dem wir mittlerweile wissen, dass es komplett erfunden war."
- "Einer seiner Angestellten erzählte mir einmal, dass selbst wenn jedes Zimmer im Plaza (eines der Trump-Hotels, Anm. d. Red.) zum Listenpreis weggehen würde, die Einnahmen immer noch nicht die monatliche Zahlung des Darlehens decken würden, das er für den Kauf aufgenommen hatte. Mit anderen Worten, er hatte einen lächerlichen Deal gemacht. Weder er noch die Banken hatten die Sache vorher durchgerechnet."
- "Einmal saßen wir in seinem Büro herum und er sprach über die Yankees (New Yorker Baseball-Team, Anm. d. Red.), er zeigte mir Bilder von Marla Maples (damals seine Liebhaberin, später seine Ehefrau, Anm. d. Red.) und erzählte mir offenkundig erfundene Geschichten. Zum Beispiel, dass er neulich eine schöne, völlig nackte Frau auf der Straße gesehen hatte. 'Schreib das ins Buch!', sagte er, und ich tat so, als würde ich es aufschreiben."
- Trump will bei seiner Fluggesellschaft "Trump Shuttle" anrufen, um sich zu beschweren: "Leider hatte es zehnmal geklingelt, bevor eine Frau ranging. Wutentbrannt knurrte er 'Hier … ist … Donald … Trump! Warum hat es so lange gedauert, bis jemand ans Telefon geht?' Danach hat er die arme Frau ein, zwei Minuten angebrüllt, dann abrupt aufgelegt, weil er vergessen hatte, was er überhaupt wollte."
Mehr als 100 Millionen Dollar Schulden
Charles Leerhsen ist bei weitem nicht der erste Zeitzeuge, der an Trumps "Dealmaker"-Ruf rüttelt. Es gibt zahllose Geschichten, die ein eher zweifelhaftes Bild vom US-Präsidenten als Unternehmer zeichnen. Gesichert ist, dass er von seinem Vater nebst einem Immobilienimperium mehrere hundert Millionen Dollar geerbt hat, sieben seiner Firmen in relativ kurzer Zeit bankrott gegangen sind und er selbst mindest einmal vor der Privatinsolvenz stand. Aber das perlte an ihm ab, stattdessen feierte er sich als "König der Schulden". Aktuell steht er bei der Deutschen Bank mit mehr als 100 Millionen Dollar in der Kreide. Trump wehrt sich seit einigen Tagen gerichtlich dagegen, dass die Frankfurter seine Finanzunterlagen an den US-Kongress weiterleiten.