Verwirrung um DOGE-Führung Elon Musk oder die mysteriöse Ex-Krankenschwester: Wer ist hier der Boss?

Elon Musk auf der Conservative Political Action Conference
Tut so, ist aber offiziell nicht der Chef der von ihm benannten Department of Government Efficiency, kurz DOGE: Elon Musk
© Gage Skidmore / Zuma Press / Action Press
Elon Musk entlässt massenhaft Staatsbedienstete, rechtlich ist das fragwürdig. Nun heißt es: Chef der Kürzungskommission DOGE sei gar nicht er, sondern Amy Gleason. Amy wer?

Man kann Elon Musk so einiges vorwerfen. Aber der Mann arbeitet wirklich viel. Das lebende Meme, wie sich der reichste und vielleicht streitbarste Mensch der Welt inzwischen selbst betitelt, soll neben der Leitung eines Autokonzerns, eines Raumfahrtunternehmens und eines halben Dutzends weiterer Firmen der US-Regierung bis zu zwei Billionen Dollar einsparen. Indem er den angeblich maßlos aufgeblähten Staatsapparat auf Zwangsdiät setzt. 

Auch, wenn er es vermutlich gerne täte: Donald Trumps Schattenvize kann (und darf) nicht alles alleine machen. Für die Verwaltung seines Departments of Government Efficiency, kurz DOGE, geht dem High-Performer eine Vollzeitkraft zur Hand. Amy Gleason soll Musks Herzensprojekt verwalten und dessen formelle Chefin sein. 

Ist Elon Musk gar nicht DOGE-Chef?

Zwar ist Musk Gesicht und Taktgeber der Taskforce, deren Entscheidungen er beinahe täglich auf seiner digitalen Pinnwand X bekanntgibt. Erst am Wochenende hatte er getwittert, Bundesbedienstete würden alsbald per Mail aufgefordert, ihre Leistungen der vergangenen Woche aufzulisten. Wer nicht reagiere, würde gefeuert. 

Abgesehen vom naheliegenden Interessenkonflikt, der entsteht, wenn ein Unternehmer über das Schicksal von Behörden urteilten soll, von denen er entweder selbst Aufträge erhält oder die gegen ihn ermitteln: Offiziell hat der First Buddy lediglich einen Teilzeitjob als Trump-Berater. Soll heißen: Musk ist niemandes Chef. Egal, was Trump im Wahlkampf angekündigt und wie sich Musk seitdem gegeben hatte. Vom Weißen Haus hieß es, der Tesla-Boss habe "keinerlei tatsächliche oder formelle Entscheidungsbefugnis" – umso besorgniserregender, dass er am Mittwoch als nicht vom Senat bestätigter Minister an Trumps erster Kabinettssitzung teilnehmen soll. 

"Es gibt Berufsbeamte und es gibt politische Beauftragte, die bei der täglichen Leitung von DOGE helfen", behauptete Pressesprecherin Karoline Leavitt gegenüber dem "Washington Examiner". Der Frage, wer, wenn nicht Musk, im DOGE das Sagen hat, wich die Regierung aber über Wochen aus. Als das auch einer Bundesrichterin allmählich zu bunt wurde und sie verfassungsrechtliche Bedenken ob der schwammigen Führungsfrage äußerte, fiel schließlich der Name Amy Gleason. 

Die 53-Jährige selbst sagte dazu: nichts. Laut "New York Times" ist Gleason zurzeit im Urlaub in Mexiko. Das Weiße Haus habe sie angeblich nicht einmal vorgewarnt. 

Die angebliche Chefin ist eine ehemalige Krankenschwester

Gleason ist eine Vollblutbeamtin, sie arbeitete schon unter Barack Obama für die Regierung. Auf einem seit dessen Amtszeit nicht mehr aktualisierten Mitarbeiterprofil wird sie als ehemalige Krankenschwester vorgestellt, die "ihre Leidenschaft für Technologie" entdeckt habe, als sie herausfand, dass sich mit der das Gesundheitswesen verbessern lasse. Jahre habe sie unter anderem der Einführung elektronischer Krankenakten gewidmet. Nachdem bei ihrer Tochter eine seltene Autoimmunkrankheit festgestellt wurde, habe sie außerdem ein Unternehmen mitgegründet, das Patienten mit chronischen Erkrankungen helfen soll, sagte sie 2022 in einem Podcast.

Von 2018 bis 2021, während Trumps erster Amtszeit, arbeitete sie in einer Abteilung, die US-Behörden bei Modernisierungsmaßnahmen unterstützt. Gleason sei als Tech-Expertin dem Gesundheitsministerium zugeteilt gewesen, wo sie später aufgrund ihres Know-hows ins Datenteam zur Bekämpfung der Corona-Pandemie berufen wurde, wie US-Medien berichten.

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Als Trump Washington verließ, tat Gleason es ihm gleich. In der Folgezeit arbeitete sie für eine Investmentfirma im Gesundheitssektor. Dessen Chef wiederum, Brad Smith, hatte in der Corona-Taskforce von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner gearbeitet. Hier schließt sich der Kreis. Denn eben dieser Brad Smith soll Elon Musk Ende 2024 in Vorbereitung auf dessen DOGE-Pläne beraten und dabei seine Mitarbeiterin Gleason ins Spiel gebracht haben.

Medienberichten zufolge steht Gleason seit Jahresende wieder auf der Gehaltsliste der US-Regierung. "Aus unserer Sicht war sie genauso überrascht von den Dingen, die aus dem DOGE kamen, wie der Rest von uns", zitiert der "Business Insider" einen Mitarbeiter des United States Digital Service (USDS), jener bereits unter Obama gegründeten Behörde, die jetzt im DOGE aufgehen soll. Ihre Kollegen hätten sie nicht als "Teil von Musks Crew" betrachtet, sondern vielmehr geglaubt, Gleason sei bloß für einen reibungslosen Übergang eingestellt worden. 

Auf welcher Seite steht Amy Gleason?

Allerdings, so schreibt die "New York Times", habe Gleason sich im Januar immer öfter mit ihrem früheren Chef Smith und Steve Davis, einem weiteren Musk-Vertrauten, im Eisenhower Executive Office Building getroffen. In dem fünf Gehminuten vom Weißen Haus entfernten Bürogebäude, hat das DOGE Quartier bezogen.

Zuletzt soll Gleason den Übergang der Vorgängerbehörde in das DOGE beaufsichtigt haben. Trump hatte die Verwaltung des USDS aus Effizienzgründen per Exekutivanordnung dem Weiße Haus übertragen. Ein Nebeneffekt: Gleasons Arbeit war damit nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich. Obwohl man natürlich "unglaublich transparent" gewesen sei, wie Trumps Pressesprecherin betonte. 

Ob und wenn ja, welche Befugnisse die bisher völlig unscheinbare Beamtin gegenüber Multi-CEO Musk hat, ist unklar. Gut möglich, dass Gleasons Führungsrolle nur eine Art rechtliche Nebelkerze ist. 

Vergangene Woche hatten 21 USDS-Mitarbeiter gekündigt. Sie wollten ihre Fähigkeiten nicht für Musks Taskforce missbrauchen, schrieben sie in einem offenen Brief. In derselben Woche hielt Gleason ihre Antrittsrede und pries darin eine "Wir gehören alle zum selben Team"-Mentalität an. Fragt sich nur: zu welchem?