Aufregung um die Pressefreiheit in Polen: Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski nahm am Freitag eine Anordnung seines Presseamtes zurück, wonach er nicht mehr von der Seite fotografiert werden durfte. Es gebe keine Fotozensur, stellte der Regierungschef klar. Fotoreporter hätten in der Regierungskanzlei auch weiterhin alle Arbeitsfreiheiten, versicherte er vor Journalisten. Die Zeitung "Dziennik" hatte zuvor berichtet, Kaczynski dürfe nicht mehr von der Seite abgelichtet werden.
Regierungssprecher Jan Dziedziczak hatte dazu gesagt, es sei "einfach nicht nötig", den Premier von der Seite zu fotografieren. Damit die Journalisten künftig nicht hinter den Ministerpräsidenten gehen und unerlaubte Fotos machen, wurde in dem Saal, in dem Kaczynski seine Pressekonferenzen gibt, zudem eine Barriere mit Absperrband errichtet. Kaczynski allerdings zeigte sich vom Übereifer seiner Mitarbeiter überrascht, künftig sein Doppelkinn nicht mehr im Profil zu zeigen. "Hier ist mein Profil", wandte er den amüsierten Fotografen seine Seite zu.
Zensur wie in Dikaturen
"Solche Regelungen, wie Politiker zu fotografieren sind, kennen wir nur aus Diktaturen", hatte Hendrik Zörner von Deutschen Journalistenverband (DJV) in Berlin auf den "Dziennik"-Bericht reagiert. "Solche Restriktionen existieren nachweislich in Weißrussland, wo Journalisten auch inhaftiert werden." Es sei generell "völlig unakzeptabel", dass Bildjournalisten Vorschriften gemacht werden, wie Politiker abzulichten seien. Die Fotografen in Polen sollten sich nicht an die Auflagen halten.