Die Polen haben gewählt. Laut den ersten Hochrechnungen und den Exit Polls ist die Recht- und Gerechtigkeitspartei (PiS) von Jaroslaw Kaczynski erneut die stärkste Kraft mit etwa 36,6 Prozent der Stimmen. Doch die Rechtspopulisten stehen allein da, keine andere Partei will mit ihnen koalieren. Damit hat die demokratische Opposition aus der liberalen Bürgerkoalition des ehemaligen Ministerpräsidenten Donald Tusk, dem Mitte-Rechts-Bündnis Dritter Weg und der Linken die besten Chancen, eine Koalition zu bilden und die Macht zu übernehmen. Mit etwa 248 Abgeordneten, und damit 17 Sitze mehr als die rechnerische Parlamentsmehrheit von 231 Sitzen. Tusks Bürgerplattform hat 31 Prozent der Stimmen gewonnen und ist damit der größte Block innerhalb des liberalen Lagers. Donald Tusks Chancen, neuer Ministerpräsidenten zu werden, stehen also gut. Offizielle Ergebnisse werden erst am Dienstagmorgen erwartet.
"Wir haben es geschafft," verkündete Donald Tusk am Wahlabend, als die Ergebnisse der Exit Polls veröffentlicht wurden. "Die Demokratie hat gewonnen, Polen hat gewonnen." Dann fügte er sichtlich bewegt hinzu: "Heute ist der Tag, der eine neue Ära einläutet: Die Wiedergeburt unserer Republik."
Lange Zeit sah es nicht danach aus, als könne die PiS von der Macht gedrängt werden. Sie führte einen unfairen Wahlkampf, missbrauchte die öffentlichen Medien für die eigene Propaganda, und zweigte Staatsgelder für die eigene Kampagne ab. 19 Millionen polnische Wähler haben nach acht Jahren unter einer PiS-Regierung, in denen Demokratie und bürgerliche Freiheiten zugunsten einer nicht genau definierten nationalen Souveränität eingeschränkt wurden, mehrheitlich für einen Wechsel gestimmt. Wohl auch, weil die Politik der PiS Polen in Europa zunehmend isoliert und ins Abseits geführt hatte.