Früher als geplant Marokkaner wählen neues Parlament

In Marokko haben am Freitag die Parlamentswahlen begonnen. Mehr als 13 Millionen Marokkaner sind bei den vorgezogenen Neuwahlen aufgerufen, über die insgesamt 395 Sitze abzustimmen.

Die Marokkaner haben am Freitag bei vorgezogenen Wahlen ein neues Parlament bestimmt. Rund 13,6 Millionen Wähler waren aufgerufen, die 395 Sitze im Abgeordnetenhaus in Rabat neu zu bestimmen. Davon sind 90 Sitze für Frauen und 30 für Jugendliche reserviert. Erste offizielle Ergebnisse wurden am Samstag erwartet.

Nach Ansicht von Beobachtern könnte die gemäßigte islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) die meisten Stimmen erhalten. Aber auch die konservative monarchistische Partei der Authentizität und Modernität (PAM) hat gute Chancen. Die PAM hat zusammen mit sieben anderen Parteien eine Koalition gebildet, um im neuen Parlament eine breite Mehrheit zu erreichen.

Die Wahl findet elf Monate früher statt als ursprünglich geplant, damit die Änderungen einer im Juli verabschiedeten Verfassungsreform wirksam werden können. Nach der Reform wird König Mohammed VI. dem Parlament und der Regierung, die jetzt aus den Wahlen hervorgehen, einige Befugnisse abtreten. Der Monarch behält aber einen entscheidenden Einfluss auf die marokkanische Politik.

Der König hat das letzte Wort

Die im Sog des "Arabischen Frühlings" entstandene Protestbewegung des 20. Februar und die nicht legalisierte radikale islamistische Bewegung für Gerechtigkeit und Spiritualität boykottieren die Wahlen. Beobachter erwarten, dass erneut viele Marokkaner ihre Stimme nicht abgeben werden. Bei den Parlamentswahlen 2007 lag die Beteiligung bei nur 37 Prozent.

Marokko verfügt - anders als viele andere Länder der arabischen Welt - schon seit Jahrzehnten über ein Mehrparteiensystem. Allerdings ist der Einfluss der Parteien und der Politiker dadurch begrenzt, dass der König in Schlüsselfragen das letzte Wort hat.

DPA
kave/DPA/AFP