Was haben französisches Baguette, kubanischer Rum und das iranische Fest der Sonne gemeinsam? Sie alle stehen seit dieser Woche auf der offiziellen Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes. Dabei geht es nicht direkt um das Baguette oder die Feierlichkeiten, sondern immer um das Brauchtum oder das Handwerk in seiner Gesamtform. Noch bis Samstag findet die 17. Sitzung des Unesco-Komitees in Marokkos Hauptstadt Rabat statt. Seit 2008 ergänzt das immaterielle Kulturerbe die Welterbe-Liste der Unesco für Kultur- und Naturstätten.
Am Mittwoch gibt es in Bonn Grund zur Freude: Der in Deutschland geprägte Moderne Tanz, die Kultur des französischen Baguettes und die Herstellung von kubanischem Melasse-Rum haben es auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes geschafft. Dass die Weltkulturorganisation den Modernen Tanz in Deutschland auf diese Weise auszeichne, sei "ein wichtiger Schritt und eine sehr gute Nachricht", erklärt Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Grüne). Mit der Baguette- und der Rum-Handwerkskunst werden zudem echte Wahrzeichen Frankreichs und Kubas gewürdigt.
Unesco-Liste zählt mehr als 500 immaterielle Weltkulturerbe
Auf der Unesco-Liste finden sich bereits mehr als 500 Einträge aus Bereichen wie Tanz, Theater, Musik und Handwerk. Beispiele sind der Geigenbau im italienischen Cremona, Yoga aus Indien, die kubanische Rumba, der Zaouli-Tanz in Côte d’Ivoire, der Pinisi-Bootsbau in Indonesien oder das traditionelle System der Wasserrichter in Peru. All diese lebendigen kulturellen Ausdrucksformen prägen laut der Kulturerbe-Kommission Identitäten und stärken den Zusammenhalt von Gruppen und Gemeinschaften. Durch den Rückgriff auf traditionelles Wissen und erfahrungsbasiertes Können leisten sie einen Beitrag zur Bewältigung aktueller wie auch zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen, heißt es auf der Webseite.
Mit dem Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes verabschiedete die Unesco 2003 ein Instrument zur Würdigung überlieferten menschlichen Wissens und Könnens sowie zur Bewusstseinsbildung für dessen lokale, regionale und internationale Bedeutung. Ziel des Übereinkommen ist zudem die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Immateriellen Kulturerbes durch den Austausch von Informationen und Erfahrungen sowie durch die Förderung von gemeinsame, grenzüberschreitende Initiativen.
Neben französischem Baguette, der Rum-Kunst und Modernem Tanz zählen in diesem Jahr auch die chinesische Teezeremonie, Harissa aus Tunesien sowie die Kunst des Glockenläutens in Spanien zum immateriellen Kulturerbe. Sehen Sie hier eine Auswahl der diesjährigen Gewinner in Bildern.
Quellen: "Unesco: Immaterielles Kulturerbe", "Unesco-Liste 2022", mit AFP-Material