Das Regime im Iran reagiert mit aller Härte auf die Demonstrationen gegen die Regierung. Dort wurde jetzt ein zweites Todesurteil im Zusammenhang mit den seit Wochen anhaltenden Protesten verhängt. Zwei Tage nach dem ersten Todesurteil verhängte ein iranisches Gericht erneut die Todesstrafe gegen einen "Randalierer". Das teilte die iranische Justizbehörde am Dienstagabend auf ihrer Website "Misan Online" mit.
Der oder die Angeklagte wurde demnach von einem Revolutionsgericht für schuldig befunden, "Menschen auf der Straße mit einer Stichwaffe terrorisiert", ein Motorrad in Brand gesteckt und einen Menschen mit einem Messer angegriffen zu haben. Der oder die Verurteilte wurde zudem als "Feind Gottes" bezeichnet – einer der schwersten Straftatbestände des iranischen Rechts.
Gericht in Teheran verhängt Todesstrafe
Am Sonntag hatte ein Gericht in Teheran ein erstes Todesurteil im Zusammengang mit den Protesten verhängt. Der oder die Angeklagte wurde unter anderem für schuldig befunden, ein Regierungsgebäude angezündet, die öffentliche Ordnung gestört und die nationale Sicherheit bedroht zu haben. Fünf weitere Angeklagte wurden zu Haftstrafen von fünf bis zehn Jahren verurteilt. Die Betroffenen können noch Berufung einlegen.
Der Iran wird seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September von Protesten erschüttert. Die 22-Jährige war von der Sittenpolizei festgenommen worden, da sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Die iranischen Behörden verurteilen die Demonstrationen als "Unruhen" und haben schon hunderte Menschen festgenommen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Irna vermeldete unterdessen den Tod von drei iranischen Sicherheitskräften. Zwei Angehörige der Revolutionsgarden und ein Angehöriger der Bassidsch-Miliz wurden demnach am Dienstag in drei verschiedenen Städten von Demonstranten getötet, die an die Niederschlagung von Massenprotesten gegen hohe Spritpreise im November 2019 erinnert hatten. Die beiden Revolutionsgardisten wurden demnach erschossen, der Milizionär wurde von einem Brandsatz getroffen.
Proteste in mehreren Städten des Iran am Dienstag
Im Iran waren am Dienstag Medienberichten zufolge Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Aktivisten hatten in den vergangenen Tagen zu mehrtägigen Protesten und Streiks aufgerufen. Angesichts der Einschränkung des Internets setzten Aktivisten im Land auch zunehmend auf Zettelbotschaften.
Polizei und Sicherheitskräfte verstärkten unterdessen ihre Präsenz an zentralen Plätzen und den Basaren. In der Hauptstadt Teheran setzte die Staatsmacht Drohnen ein, an einigen Orten waren am Dienstag Schüsse zu hören, wie Augenzeugen laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Viele Geschäfte im Land waren geschlossen worden, einige Händler streikten auch aus Solidarität mit den Protesten. Videos in den sozialen Medien zeigten Protestaktionen und gewaltsame Zusammenstöße in mehreren Landesteilen.
Ein tausendfach geteiltes Video in den sozialen Medien zeigte panische Szenen an einem U-Bahnhof. In dem rund 30 Sekunden langen Clip stürzen Menschen übereinander, während Schüsse im Hintergrund zu hören sind. Ort und Zeit der Aufnahme ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Versammlungen in der Metro mit kritischen Slogans gegen die Islamische Republik fanden in vergangener Zeit jedoch häufig statt.