Ihre Kommentare über die Selbstmord-Toten von Guantanamo haben international für Empörung gesorgt. Der Lager-Kommandant Harry Harris sagte: "Sie haben keine Achtung vor dem Leben, weder vor unserem noch vor ihrem eigenen. Ich glaube, das war kein Akt der Verzweiflung, sondern ein Akt der Kriegsführung gegen uns". Kurz darauf legte eine Mitarbeiterin der US-Regierung nach: Die Selbstmorde seien "ein guter PR-Gag, um Aufmerksamkeit zu erregen", sagte Colleen Graffy der britischen BBC.
Nun relativiert das US-Verteidigungsministerium die herabsetzenden Äußerungen: Er würde die Selbstmorde von Insassen nicht als guten PR-Gag charakterisieren, sagte der für Häftlingsfragen zuständige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Cully Stimson. "Weil wir Amerikaner sind, achten wir das Leben, sogar das Leben gewalttätiger Terroristen, die im Krieg gegen unser Land gefangen genommen wurden", so Stimson weiter.
Anghörige bezweifeln Selbstmord-Theorie
Die Angehörigen von zwei in Guantanamo gestorbenen saudiarabischen Häftlingen bezweifeln die Selbstmordversion der USA. Beide Männer seien streng gläubige Moslems gewesen, denen die Religion die Selbsttötung verbiete, hieß es in Zeitungsberichten. "Ich bin sicher, dass mein Sohn nicht Selbstmord begangen hat", sagte Talal al Sahrani der Zeitung "Aschark al Ausat". "Die Geschichte der US-Regierung ist eine Lüge." Bruder Abdullah sagte, Jasser al Sahrani sei umgebracht worden.
Auch ein Bruder des anderen gestorbenen saudiarabischen Gefangenen, Manei al Otaibi, äußerte Zweifel an der US-Darstellung. "Wir halten seinen Tod zu 100 Prozent für verdächtig", sagte er einer Zeitung. Nach Angaben der USA haben sich die beiden Saudi-Araber und ein Jemenit in Guantanamo mit Kleidungsstücken und Bettlaken erhängt.
Die Regierung im saudiarabischen Riad hat die Identität der Toten bestätigt. Zur Todesursache hat sie sich jedoch noch nicht geäußert. Das Königreich bemühe sich um die Überstellung der Leichen, hieß es.
Gegen keinen der drei Männer war offiziell Anklage erhoben worden. Der 21-jährige al Sahrani soll für die Taliban gekämpft haben. Er war den US-Angaben zufolge 2001 an einem Gefängnisaufstand in Masar i Scharif in Afghanistan beteiligt, der einen CIA-Agenten das Leben kostete. Dem 28-jährigen Ahmed warfen die US-Behörden Verbindungen zu al Kaida vor. Er habe sich während seiner Haftzeit feindselig gegenüber den Aufsehern verhalten und sich von Ende 2005 bis Mai 2006 an einem Hungerstreik beteiligt, hieß es.
Der 30-jährige al Utajbi sollte in den Gewahrsam eines anderen Staates übergeben werden, wie aus Unterlagen hervorgeht, die das Ministerium der Nachrichtenagentur AP übermittelte. Welchem Staat er übergeben werden sollte, wurde nicht mitgeteilt. Die drei Männer erhängten sich den Angaben zufolge am Wochenende in ihren Zellen.
Notfalls islamische Beerdigung in Guantanamo Bay
Die US-Streitkräfte brachten einen Imam nach Guantanamo, der sicherstellen sollte, dass der Umgang mit den Leichnamen islamischen Riten entspricht. Falls notwendig, könne man auf dem Stützpunkt auch eine islamische Bestattung organisieren, sagte ein Militärsprecher.
Nach Angaben des US-Militärs haben in der Vergangenheit 25 Männer insgesamt 41 Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Zahl der derzeitigen Hungerstreikenden wurde kürzlich mit 18 angegeben, nachdem sie in der Vergangenheit bei über 100 gelegen hatte. Die USA halten auf ihrem Stützpunkt auf Kuba derzeit 460 Insassen aus 40 Ländern und dem Westjordanland unter dem Verdacht fest, Kontakte zur Extremistenorganisation al Kaida oder zu den afghanischen Taliban zu haben. Nur zehn von ihnen sind bislang formell angeklagt worden.