Gefangenenlager auf Kuba USA entlassen zwei Pakistaner aus Guantánamo – nach 20 Jahren Haft ohne Anklage

Camp Justice auf dem Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba
Camp Justice nennen die Amerikaner den Komplex auf dem Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba, wo über die Schicksale der festgehaltenen Terrorverdächtigen entschieden wird.
© Alex Brandon / AP / DPA
Abdul und Mohammed Rabbani waren seit 2004 im Militärgefängnis Guantánamo Bay auf Kuba eingesperrt. Jetzt haben die USA sie zurück in ihre Heimat Pakistan gebracht. Angeklagt hatten sie die Brüder nie.

Die US-Behörden haben zwei Brüder aus Pakistan in ihr Heimatland zurückgebracht, nachdem die Männer fast zwei Jahrzehnte lang im Militärgefängnis Guantánamo Bay auf Kuba festgehalten worden waren. Abdul und Mohammed Rabbani seien nach Pakistan zurückgeführt worden, nachdem festgestellt wurde, dass ihre Inhaftierung nicht mehr erforderlich sei, um die Vereinigten Staaten vor einer "anhaltenden, erheblichen Bedrohung" zu schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.

Beide Brüder waren demnach 2002 in Pakistan festgenommen und 2004 nach Guantánamo gebracht worden. Während ihrer fast 20-jährigen Haft in dem umstrittenen Gefängnis auf einem US-Militärstützpunkt wurden sie nie eines Verbrechens angeklagt.

Brüder werfen USA Misshandlung vor

Der 1967 geborene Abdul Rabbani galt als einer der ältesten Guantánamo-Insassen. US-Behörden hatten ihm vorgeworfen, für den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September, Khalid Sheikh Mohammed, gearbeitet und einen Unterschlupf für das Terrornetzwerk al Kaida in Karachi in Pakistan betrieben zu haben. Eine Beurteilung ergab jedoch, dass er keinen "spezifischen Einblick in die operativen Pläne von al Kaida" gehabt haben soll.

Der 1969 geborene Mohammed wird beschuldigt, seinen älteren Bruder für extremistische Kreise rekrutiert zu haben. Er soll zudem Reisen und finanzielle Mittel für Khalid Sheikh Mohammed sowie Abd al-Rahim al-Naschiri organisiert haben. Der ebenfalls in Guantánamo inhaftierte Al-Naschiri gilt als Drahtzieher des Anschlags auf den US-Lenkwaffenzerstörer "USS Cole" im Jahr 2000 mit 17 Toten.

Die Brüder gaben an, im Gewahrsam des US-Geheimdienstes CIA gefoltert worden zu sein, bevor sie nach Guantánamo verlegt wurden. In Militäraufzeichnungen der USA wird der Nachrichtenagentur Associated Press zufolge beschrieben, dass die beiden nur wenige wertvolle Informationen lieferten oder während der Verhöre gemachte Aussagen mit der Begründung widerriefen, sie seien durch körperliche Misshandlung erlangt worden.

"Die Vereinigten Staaten schätzen die Bereitschaft der pakistanischen Regierung und anderer Partner, die laufenden Bemühungen der USA um eine verantwortungsvolle Reduzierung der Zahl der Gefangenen und die endgültige Schließung der Einrichtung in Guantánamo Bay zu unterstützen", erklärte das Pentagon. Washington hatte bereits Anfang des Monats einen weiteren Guantánamo-Häftling, Majid Khan, entlassen und nach Belize überstellt.

Khan war 2012 wegen terroristischer Straftaten verurteilt worden und hat seine Strafe abgesessen. Er lebte von 1996 bis Anfang 2002 in den Vereinigten Staaten und soll sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 al Kaida angeschlossen und die Terrorgruppe bei der Planung von Anschlägen in den USA und anderswo unterstützt haben.

Guantánamo gilt als Symbol für Rechtsbrüche der USA nach 9/11

Nach der Freilassung von Abdul und Mohammed Rabbani befinden sich nun noch 32 Insassen in Guantánamo. 18 von ihnen kommen dem Pentagon zufolge für eine Überstellung in ihre Heimat in Frage, sofern diese bereit ist, sie aufzunehmen, drei für eine periodische Überprüfung. Auf dem Höhepunkt seiner Belegung im Jahr 2003 waren in dem Gefängnis etwa 600 Personen inhaftiert, die von den USA als Terroristen eingestuft wurden.

Die Regierung des damaligen Präsidenten George W. Bush hatte das Gefangenenlager nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingerichtet – ursprünglich um dort außerhalb der amerikanischen Rechtsprechung Verdächtige im Kampf gegen den Terror zu verhören. Die Insassen wurden jedoch auf unbestimmte Zeit festgehalten, viele ohne Anklage oder Gerichtsverfahren, und waren Berichten zufolge Folter ausgesetzt. Im Laufe der Zeit wurde Guantánamo daher zu einem internationalen Symbol für Rechtsbrüche der USA nach 9/11.

Bushs Nachfolger Barack Obama hatte in seinem Wahlkampf angekündigt, Guantánamo dicht zu machen, sein Versprechen aber während seiner achtjährigen Amtszeit nicht gehalten, auch weil ihm dazu die nötige Mehrheit im US-Kongress fehlte. Experten der Uno forderten 2022 die Schließung des Gefängnisses und erklärten, dort habe es "fortgesetzte Menschenrechtsverletzungen" gegeben.