HECKENSCHÜTZE 13. Opfer des »Sniper«?

Fast drei Wochen nach Beginn der unheimlichen Mordserie im Großraum Washington ist ein Busfahrer nach dem Muster des Heckenschützen erschossen worden.

Fast drei Wochen nach Beginn der unheimlichen Mordserie im Großraum Washington ist ein Busfahrer nach dem Muster des Heckenschützen erschossen worden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre es der 13. Anschlag des »Snipers« und der 10. Tote. Unterdessen berichteten US-Medien am Dienstag, der Mörder habe mit weiteren Gewalttaten vor allem gegen Schulkinder gedroht und Geld verlangt.

Der jüngste Mord ereignete sich am frühen Dienstagmorgen im Bezirk Montgomery, nördlich der US-Hauptstadt, wo die Verbrechensserie begonnen hatte. Dort wurden allein sechs Anschläge verübt. Der etwa 40 Jahre alte Busfahrer wurde in seinem stehenden Fahrzeug von einer Kugel in den Oberkörper getroffen. Nach Zeugenaussagen stand er auf der oberen Treppenstufe eines Stadtbusses, der zu einer üblichen Fahrt aufbrechen sollte, als er getroffen wurde.

Erste Zeugenaussagen waren widersprüchlich. Ein Zeuge wollte drei Schüsse gehört haben, andere nur einen. Das würde dem Muster des zielsicheren Heckenschützen eher entsprechen, der seine Opfer stets mit einem einzigen Schuss niedergestreckt hatte. In der Nähe des Tatorts befinden sich Basketballplätze und ein bewaldetes Gebiet, in dem sich der Täter verborgen haben könnte.

Erst am Montag hatte sich die Hoffnung von Millionen Bewohnern der Washingtoner Region auf ein Ende der Anschlagsserie zerschlagen. Zwei aus Mittelamerika stammende Männer, die am Montagvormittag gefasst und im Zusammenhang mit dem Fall vernommen worden waren, hatten nach US-Medienberichten nichts mit ihm zu tun.

Am Montag hatte die Polizei auch erneut versucht, mit dem Täter in Kontakt zu treten, der offenbar einen Dialog mit den Behörden sucht. Er hatte am vergangenen Samstag in Ashland im Bundesstaat Virginia, rund 140 Kilometer südlich von Washington, eine Nachricht mit Forderungen hinterlassen und der Polizei eine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme genannt. In Ashland hatte er einen 37-jährigen Mann schwer verletzt.

Nach Medienberichten drohte der Heckenschütze in der längeren, mit der Hand geschriebenen Botschaft Anschläge auf Schulen an. Die Botschaft sei in schlechtem, fast gebrochenem Englisch verfasst worden, schrieb die »Los Angeles Times«. Am 7. Oktober hatte der Unbekannte nach einem Anschlag auf einen 13 Jahre alten Schüler eine Tarot-Karte mit dem Bild des Todes und der Aufschrift »Dear Policeman, I am God« (Lieber Polizist, ich bin Gott) hinterlassen. Er soll auch an anderen Stellen Tarot-Karten zurückgelassen haben.

Der Unbekannte rief die Polizei an, benutzte dabei nach Angaben aus Polizeikreisen aber offenbar ein elektronischen Gerät, das die Stimme verzerrt. Fahndungsleiter Charles Moose forderte den Heckenschützen auf, erneut anzurufen. »Die Person, die Sie angerufen haben, konnte nicht alles verstehen, was Sie gesagt haben. Die Akustik war gestört, und wir wollen es richtig machen. Rufen Sie uns noch einmal an, damit wir es klar verstehen können.« Damit benutzte er wie schon in den vergangenen Tagen die Medien, um sich an den Heckenschützen zu wenden.