Mehr als 30 Tote
Indische Elitesoldaten haben am Mittwochmorgen die 12-stündige blutige Besetzung eines Hindutempels im westindischen Bundesstaat Gujarat mit Gewalt beendet. Während der 5 Stunden langen Operation erschossen Scharfschützen zwei Extremisten, die sich in dem Gebäude verschanzt hatten, nachdem sie das Gotteshaus am Vortag gestürmt und 30 Gläubige getötet hatten. Nach offiziellen Angaben wurde bei dem Feuergefecht mit den Extremisten ein Mitglied der Nationalen Sicherheitsgarde getötet, sechs Soldaten und zwölf Polizisten wurden verletzt. Das indische Verteidigungsministerium kündigte die Verlegung von 3000 Soldaten nach Gujarat an.
Die mit Maschinenpistolen bewaffnete Extremisten hatten am Dienstagnachmittag (Ortszeit) den Swaminarayan Tempel in Gandhinagar, der Hauptstadt von Gujarat, gestürmt. Sie warfen Handgranaten und feuerten wahllos auf Hunderte von Gläubigen. Dabei wurden nach Medienangaben 30 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder, und mehr als 100 verletzt. Die Zahl der Opfer könnte sich weiter erhöhen, da sich am Mittwoch 60 Verletzte in kritischem Zustand befanden.
Indien macht Pakistan verantwortlich
Indien machte indirekt Pakistan für den Anschlag verantwortlich. »Wenn unser Feind wiederholt Gujarat zur Sprache bringt und das selbst vor den Vereinten Nationen, liegt es auf der Hand, dass sie den Anschlag schon lange geplant haben«, sagte der indische Vizeregierungschef Lal Krishna Advani vor der Presse. Pakistans Präsident Pervez Musharraf hatte kürzlich in einer Rede vor der UN- Vollversammlung anti-moslemische Gewalt in Gujarat angesprochen.
Nach Angaben des Fernsehsenders Zee News vom Mittwoch fanden die Sicherheitskräfte in dem Tempel auch große Mengen von Munition sowie zwei Flugblätter in Urdu, die die beiden Angreifer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren als Mitglieder der wenig bekannten Moslemorganisation »Tehrik-e-Kasas« auswiesen.
Mit der Tat sollten Gewalttaten gegen Moslems durch Hindus in dem Bundesstaat nach dem Anschlag auf einen Zug mit 59 toten Hindus im Februar gerächt werden, hieß es in den Flugblättern. Bei den darauf folgenden Unruhen waren insgesamt mehr als 900 Menschen - meist Moslems - ums Leben gekommen.
Advani flog nach Gandhinagar, um vor Ort den Polizeieinsatz zu überwachen. Ministerpräsident Atal Behari Vajayee brach einen Besuch auf den Malediven ab und kehrte nach Indien zurück. Nach seinen Worten wurden 500 Gläubige in Sicherheit gebracht.