Irak "Zwischenfall" mit sechs Todesopfern

Im Süden des Irak sind beim folgenschwersten Angriff auf alliierte Soldaten seit Kriegsende sechs britische Militärpolizisten getötet worden. Nur wenige Kilometer entfernt führte ein weiterer Angriff zu acht verletzten Briten.

Beim bisher folgenschwersten Angriff auf alliierte Truppen seit Ende der Kampfhandlungen im Irak sind am Dienstag im Süden des Landes sechs britische Soldaten getötet worden. Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben von Verteidigungsminister Geoff Hoon um Angehörige der Militärpolizei. Unterdessen haben die USA die Vermögen der 55 meistgesuchten ehemaligen irakischen Regimemitglieder eingefroren. Die Gelder sollten dazu verwendet werden, dem irakischen Volk zu helfen, hieß es in einer in Washington veröffentlichten Erklärung von Finanzminister John Snow.

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sprach den Angehörigen der im Irak getöteten Militärpolizisten sein Mitgefühl aus. "Wir werden uns von den Feinden des Friedens nicht von unseren Aufgaben ablenken lassen", sagte er am Abend im Unterhaus. Königin Elizabeth II. drückte im Name der Nation ihr Beileid aus. Die sechs Soldaten waren die ersten britischen Todesopfer im Irak seit Kriegsende. Es war die zweithöchste Zahl von Toten an einem Tag auf Seiten der Alliierten seit kurz nach dem Beginn des Irak-Kriegs im März. Am 23. März waren sieben US-Marineinfanteristen bei Gefechten nahe der Stadt Nassirija getötet worden.

Es gab noch einen zweiten "Zwischenfall"

Nach seinen Angaben waren die Männer zur Ausbildung irakischer Polizeikräfte in den Irak entsandt worden. Sie starben nach einem "Zwischenfall" auf einer Polizeistation nahe der südirakischen Stadt Al-Amarah, etwa 200 Kilometer nördlich von Basra. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Bei einem zweiten Zwischenfall nur wenige Kilometer entfernt wurden am Dienstag acht Briten verletzt, zwei davon schwer. Nach Hoons Angaben wurde eine "Routinepatrouille" etwa 25 Kilometer südlich von Al-Amarah "von einer großen Gruppe bewaffneter irakischer Männer" angegriffen.

Von einer "generellen Verschlechterung der Sicherheitslage" im von den Briten kontrollierten Süd-Irak wollte Hoon jedoch nicht sprechen. Zunächst müsse festgestellt werden, ob es sich bei den Vorfällen unweit der Grenze zum Iran um "Reste des Saddam-Regimes oder um eine von außerhalb des Irak koordinierte Attacke handelt".

USA ruft Staaten zur Einfrierung der Gelder von Irak-Regimemitgliedern auf

Die USA riefen die internationale Staatengemeinschaft am Dienstag auf, ihrem Beispiel zu Folgen und ebenfalls die Vermögen ehemaliger irakischer Regimemitglieder einzufrieren. Wie Finanzminister John Snow mitteilte, seien bereits 660 Millionen Dollar an in der Vergangenheit eingefrorenen Vermögenswerten freigegeben und zur Bezahlung von irakischen Beamten und Pensionären sowie zur Finanzierung von Wiederaufbau-Arbeiten im Irak verwendet worden. Zusätzlich hätten die USA und Verbündete über 1,2 Milliarden Dollar an irakischen Vermögenswerten ausfindig gemacht, die ebenfalls an das Volk zurückfließen sollen.

Aus dem Export irakischen Erdöls könnten nach Schätzungen der USA im kommenden Jahr rund 13 Milliarden Dollar (etwa 11,3 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau des Landes zur Verfügung stehen. Noch in diesem Jahr wird in Washington mit Einnahmen aus dem gerade wieder angelaufenen Ölexport in Höhe von etwa 3,5 Milliarden Dollar gerechnet. Das legten US-Vertreter nach Informationen der dpa am Dienstag in New York bei internen Expertengesprächen von mehr als 30 Geberländern über den Wiederaufbau des Irak dar.

Staatengemeinschaft fordert völlige Transparenz von den USA

Zahlreiche Teilnehmer des Treffens am UN-Hauptsitz machten deutlich, dass sie bei einer Beteiligung am Wiederaufbau des Irak völlige Transparenz hinsichtlich der Einnahmen aus dem irakischen Ölexport sowie der Verwendung der Mittel erwarten. Das Treffen, das vom Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), Mark Malloch Brown, eröffnet wurde, diente der Vorbereitung einer großen Irak-Geberkonferenz im Herbst.

DPA