US-Präsident George W. Bush hat einen unbefristeten Stopp für den weiteren Truppenabzug aus dem Irak angeordnet. Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General David Petraeus, solle "alle Zeit haben, die er braucht", um über die Rückkehr weiterer Soldaten zu entscheiden, sagte Bush. Im Irak gebe trotz jüngster Fortschritte immer noch komplexe und ernsthafte Probleme, sagte Bush am Donnerstag in einer Rede im Weißen Haus. "Dieser Krieg ist schwierig, aber nicht endlos."
Mit dem Stopp des Truppenabzugs folgt Bush der Empfehlung seiner Generäle. Sie hatten empfohlen, ab Juli keine zusätzlichen Truppen mehr abzuziehen und dann erst nach 45 Tagen neu zu entscheiden. Damit werden zur Zeit der Präsidentenwahl im November voraussichtlich noch 140.000 Soldaten im Irak sein. Die 30.000 im vergangenen Jahr zusätzlich entsandten Soldaten sollen planmäßig bis Juli abgezogen werden. Bislang kamen mehr als 4.000 US-Soldaten im Irak ums Leben, der Krieg kostete die USA inzwischen rund 500 Milliarden Dollar (315 Milliarden Euro).
Im Irak habe es seit der Verstärkung der US-Truppen vor 15 Monaten "bedeutende Fortschritte" gegeben. Die Iraker und die US-Verbündeten hätten die Initiative an sich gerissen und die Terrororganisation El Kaida sowie die Extremisten in die Defensive gedrängt. "Die sektiererische Gewalt hat dramatisch abgenommen", betonte Bush in seiner Rede. Auch die Zahl der Opfer sei deutlich zurückgegangen. Die Iraker arbeiteten stärker zusammen als je zuvor, Sunniten wie Schiiten hätten sich gegen die Extremisten gewandt. Wirtschaftlich und politisch mache der Irak deutliche Fortschritte.
Erneut warnte Bush vor dem "destruktiven Einfluss" des Irans. Teheran müsse sich entscheiden, ob es in Frieden mit seinem Nachbarn leben wolle oder aber "weiterhin illegale militante Gruppen bewaffnen, finanzieren und trainieren will, die das irakische Volk terrorisieren". Wenn der Iran die "falsche Entscheidung" treffe, würden die USA "handeln, um unsere Interessen zu schützen und die unserer Truppen und unserer irakischen Partner".
Bush kündigte für den 1. August eine Verkürzung der Einsatzdauer für amerikanische Soldaten im Irak und Afghanistan von 15 auf 12 Monate an. Die Einsatzphasen waren vor etwa einem Jahr verlängert worden, um eine Aufstockung der Truppen zu erreichen.