Bei einer Reihe von Anschlägen und Gefechten sind am Donnerstag in Irak fast 70 Menschen getötet oder verletzt worden. Allein in Kerbela wurden bei Zusammenstößen zwischen Milizionären des radikalen Schiitenführers Muktada El Sadr und US-Soldaten elf Iraker erschossen, wie die Streitkräfte mitteilten. In Bagdad riss ein Selbstmordattentäter sechs Menschen mit in den Tod, 25 weitere wurden verwundet.
In der irakischen Stadt Kufa erschossen US-Soldaten fünf Iraker, die Waffen aus einem Lieferwagen luden, wie Militärsprecher Mark Kimmitt sagte. Im Bagdader Stadtteil Sadr City griffen Aufständische eine amerikanische Patrouille an, nach US-Angaben wurden zehn Angreifer getötet. In Kirkuk wurden nach Polizeiangaben der Leiter der örtlichen Landwirtschaftsbehörde und sein Fahrer getötet, die Frau des Politikers wurde verletzt. Sechs weitere Personen wurden bei zwei Bombenanschlägen im Zentrum von Bagdad und vor dem Büro der kurdischen Partei PUK in Bakuba verwundet.
Neuer Verwaltungschef in Nadschaf
Die US-Streitkräfte rückten unterdessen in die heilige Stadt Nadschaf ein und übernahmen von der Miliz El Sadrs die Kontrolle über das Büro des Gouverneurs. In der Stadt war Gefechtslärm zu hören, Rauchsäulen stiegen auf. US-Zivilverwalter Paul Bremer ernannte nach der Flucht des bisherigen Gouverneurs einen neuen Verwaltungschef für die Stadt.
Der arabische Fernsehsender El Arabija veröffentlichte Aufnahmen eines offenbar in Irak entführten Mitarbeiters der USA. Auf dem Band war ein Mann mit verbundenen Augen zu sehen, der auf Englisch muslimische Organisationen um Hilfe rief. Er stellte sich als Aban Elias vor und erklärte, er habe als irakischer Ingenieur für das US-Verteidigungsministerium gearbeitet. Laut einer Erklärung der Kidnapper, einer bislang unbekannten Gruppierung, wurde er am 3. Mai entführt.
Südkorea verschiebt geplante Entsendung von Soldaten in den Irak
Südkorea verschiebt einem Medienbericht zufolge die geplante Entsendung von 3.600 Soldaten nach Nordirak um mehrere Wochen. Die Behörden hätten der Stationierung noch nicht zugestimmt, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ursprünglich wollte Seoul die Einheiten im Juni nach Irak schicken.
Großbritannien wies Berichte über eine Aufstockung seiner Truppen in Irak zurück. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, entsprechende Meldungen seien reine Spekulation, erklärte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Die „Times“ hatte von der geplanten Stationierung von 2.000 weiteren Soldaten berichtet, laut „Sun“ sollen 800 Marineinfanteristen nach Nadschaf entsandt werden.