Als Bassam Kuba gegen 7.30 Uhr am Samstagmorgen sein Haus im so genannten Scheichviertel von Bagdad verließ, hatte er nur noch eine Stunde zu leben. Denn kurz nachdem der stellvertretende Außenminister der irakischen Übergangsregierung in sein Auto gestiegen war, um zur Arbeit Richtung Zentrum zu fahren, wurde der Wagen beschossen. Eine Kugel traf ihn in den Unterleib und verletzte den Karrierediplomaten so schwer, dass er gegen 8.30 Uhr im nahe gelegenen Al-Numan-Krankenhaus starb. Sein Fahrer überlebte den Anschlag schwer verletzt.
Der Stadtteil, in dem der 60-jährige Politiker seit Jahren wohnte, ist nach der Adamija-Moschee benannt, wird aber auch Abu Hanifa genannt. Die Moschee ist dem 767 verstorbenen Begründer der hanafitischen Rechtsschule gewidmet, die als toleranteste und bedeutendste der vier sunnitischen Hauptschulen gilt. Traditionell wohnen hier sunnitische Rechtsgelehrte und andere muslimische Kleriker. Obwohl Bassam Kuba Schiit war, fühlte er sich in diesem Viertel wohl, hatte hier seine Wurzeln. Wie andere alteingesessene Bagdader Persönlichkeiten auch, vertraute er auf seine Popularität und legte sich keinen aufwendigen Sicherheitsschutz zu.
Bis zu zehn Leibwächter
Andere aus dem Exil nach Irak zurückgekehrte Mitglieder der neuen Übergangsregierung scharen teilweise bis zu zehn Leibwächter um sich. Deshalb gelten Personen wie Kuba als so genannte "soft targets", weiche Angriffsziele. Das musste auch der stellvertretende Gesundheitsminister Ammar El Safar erfahren, der ebenfalls in Adamija wohnt und am vergangenen Mittwoch nur knapp einem Mordanschlag entging.
Mit Mord und Terror wollen extremistische und terroristische Kräfte nach Auffassung der Besatzungstruppen den Weg des Irak zu einem demokratischen Staat durchkreuzen. Sicherheitskreise in Bagdad gehen davon aus, dass in den nächsten Tagen bis zur offiziellen Übergabe der Macht von der US-Zivilverwaltung an die Iraker am 30. Juni die Gewalt im Lande noch zunehmen wird. Auch die Deutsche Botschaft in Bagdad, wie alle anderen westlichen Botschaften auch, hat ihre wenigen noch im Irak verbliebenen Landsleute erneut aufgefordert, das Land umgehend zu verlassen. "Alle Quellen sprechen von einer nicht abebbenden Gewaltwelle, die hier auf uns zurollt", sagte der designierte Botschafter, Bernd Erbel, auf Anfrage.
Iraker wollen sich nicht beirren lassen
Unterdessen haben führende irakische Politiker ihren Willen betont, sich auf dem eingeschlagenen Weg nicht beirren zu lassen. Industrieminister Hajim El Hassani sagte dem Fernsehsender El Dschasira: "Die Regierung wird alles tun, um die Sicherheit im Lande zu verbessern." Gleichwohl wisse er, dass jedes Mitglied der Übergangsregierung und andere politische Würdenträger jederzeit mit einem Fuß im Grabe stünden.