Nach dem Ausschluss der Reformkräfte von der Präsidentenwahl im Iran hat die Opposition mit einem Boykott der Abstimmung gedroht. "Wir warnen den Wächterrat, dass wir nicht an der Wahl teilnehmen werden, wenn er seine Entscheidung nicht zurücknimmt", sagte Radschabali Masrouei, ein ranghohes Mitglied der Islamischen Iranischen Beteiligungsfront. Die Nichtzulassung von reformorientierten Bewerbern bedeute, dass die Wahl nicht fair und frei sein könne.
Zur Wahl stehen keine Kandidaten der Reformbewegung
Zuvor hatte der von konservativen Klerikern dominierte Wächterrat bekannt gegeben, dass von mehr als 1000 Bewerbern lediglich sechs zur Wahl am 17. Juni antreten dürften. Kandidaten der Reformbewegung im Iran gehörten nicht dazu. Gebilligt wurde unter anderem der frühere Präsident Haschemi Rafsandschani, dem jetzt gute Chancen eingeräumt werden. Er gilt als pragmatischer und wandlungsfähiger Politiker, der sich zwischen dem Klerus um Ayatollah Ali Chamenei und dem Lager der Reformer bewegt.
Ebenfalls antreten darf der frühere Parlamentspräsident Mahdi Karrubi. Er gehörte einst zu den Konservativen, rechnete sich aber später den Reformern zu. Er wird vom reformorientierten Lager jedoch nicht anerkannt. Die anderen Kandidaten sind der frühere Polizeichef Mohammed Bagher Kalibaf, der ehemalige Intendant des iranischen Rundfunks Ali Laridschani, der frühere Chef der Revolutionären Garden Mohsen Resaei und der Teheraner Bürgermeister Mahmud Ahmadinedschad. Der 1997 gewählte reformorientierte Präsident Mohammed Chatami darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten.
Ähnliche Situation wie bei der letzten Wahl
Der Kandidat der Reformer war diesmal der frühere Kulturminister Mustafa Moin. Auch Vizepräsident Mohsen Mehralisadeh, der zugleich dem iranischen Sportverband vorsteht, wollte als Reformer kandidieren. Ihr Ausschluss könnte zu einer ähnlichen Situation führen wie bei der Parlamentswahl im Februar vergangenen Jahres. Damals hatte der Wächterrat mehr als 2000 reformorientierte Kandidaten nicht zugelassen, woraufhin die Opposition zum Boykott der Abstimmung aufrief. Damit gewannen die Konservativen die Kontrolle über das Parlament zurück, die ihnen nach der Wahl von Chatami teilweise entglitten war.