Israel und die islamistische Hamas haben laut US-Präsident Donald Trump erste wichtige Abmachungen im Ringen um eine Beilegung des Gaza-Kriegs getroffen. Sowohl das Vermittlerland Katar als auch die Hamas und Israel bestätigten die Einigung. Konkret werden demnach alle Geiseln bald freigelassen und Israel wird seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, wie der Republikaner auf der Plattform Truth Social bekanntgab: "Alle Parteien werden fair behandelt."
Trump dankte weiteren Vermittlerländern in dem Konflikt – Katar, Ägypten und der Türkei. Im ägyptischen Scharm El-Scheich hatten indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Islamistenorganisation Hamas über einen von Trump vorgestellten Friedensplan stattgefunden. Damit ist zwei Jahren nach dem Beginn des Gaza-Kriegs ein Durchbruch gelungen. Man sei sich über die erste Phase des US-Friedensplans einig geworden, schrieb Trump.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu schrieb in einer kurzen Mitteilung auf X von einem "großartigen Tag für Israel". Er wolle am Donnerstag die Regierung einberufen und das Abkommen genehmigen lassen, verkündete Netanjahu und bedankte sich bei Donald Trump "für den Einsatz in dieser heiligen Mission, unsere Geiseln zu befreien".
Gaza: Israel und Hamas bestätigen Einigung
In ihrer Mitteilung bestätigte die Hamas, dass die Einigung einen israelischen Rückzug aus der Küstenenklave sowie einen Austausch von Geiseln gegen Gefangene umfasse. Die Hamas forderte Trump und die Garantiemächte auf, sicherzustellen, dass Israel die Waffenruhe vollständig umsetze, hieß es in der Erklärung weiter.
Die Geiseln sollen innerhalb von 72 Stunden nach der Unterzeichnung des Abkommens freikommen, verkündete die Hamas. Während der ersten Phase der Vereinbarung sollen insgesamt 20 lebende Geiseln im Austausch gegen rund 2000 in israelischen Gefängnissen inhaftierte Palästinenser freigelassen werden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus Hamas-Kreisen. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind. US-Präsident Trump sagte am Abend (Ortszeit) in einem Interview mit "Fox", dass er davon ausgehe, dass alle Geiseln bis Montag zurückkommen werden. Dazu gehörten auch die Leichen der Geiseln, die nicht mehr am Leben sind.
Zuvor hatte Trump bereits angekündigt, "möglicherweise" am Ende der Woche in den Nahen Osten zu reisen. "Wir werden sehen, aber die Chancen stehen gut", sagte er vor Journalisten und fügte hinzu, dass dies "vielleicht schon am Sonntag" der Fall sein könnte. Weiter sagte der US-Präsident, dass er wahrscheinlich nach Ägypten reisen werde. Er ziehe es aber auch in Erwägung, den Gazastreifen zu besuchen.
Trumps Friedensplan sieht unter anderem die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Terrororganisationen freikommen. Im Gegenzug dafür soll Israel rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge freilassen sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte.
Israels Militär zieht sich auf vereinbarte Linie zurück
Die Menschen werden unter grausamen Bedingungen festgehalten. Zuvor freigelassene Geiseln haben von Folter und schweren Misshandlungen berichtet. In von Terrororganisationen veröffentlichten Videos waren Geiseln zuletzt auch stark abgemagert zu sehen.
Israels Armee soll sich laut Trumps Plan auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, um die Geiselfreilassung vorzubereiten.
Familien der Geiseln begrüßen Einigung
Die Familien der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln haben den Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen begrüßt. "Das ist ein wichtiger und bedeutender Schritt auf dem Weg, alle nach Hause zu bringen, aber unser Kampf ist noch nicht vorbei und wird erst enden, wenn die letzte Geisel zurückgekehrt ist", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geisel-Familien. Sie hätten die Nachricht von der Einigung auf die erste Phase des US-Friedensplans mit einer "Mischung aus Aufregung, Vorfreude und Besorgnis" aufgenommen.
Indirekte Verhandlungen in Ägypten
Die indirekten Verhandlungen hatten am Montag begonnen mit dem Ziel, den seit zwei Jahren laufenden Gaza-Krieg schrittweise zu einem Ende zu führen. Unter anderem der US-Sondergesandte Steve Witkoff, Israels Minister Ron Dermer und Chalil al-Haja, der höchste Vertreter der Hamas im Ausland, reisten dafür nach Scharm El-Scheich. Versuche, den Gaza-Krieg zu beenden, waren in der Vergangenheit mehrfach gescheitert.
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