Kleine Bemerkung, große Wirkung: Auf einer Konferenz hat FBI-Direktor James Comey beiläufig erwähnt, dass er mit einem anonymen Account bei Twitter angemeldet sei. Außerdem berichtete er von seinem geschützten Instagram-Konto mit neun Followern aus dem engsten Familienkreis. Daraufhin machte sich die "Gizmodo"-Journalistin Ashley Feinberg auf die Suche und fand binnen Stunden den Twitter-Account von "Reinhold Niebuhr" (@projectexile7), der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Comey betrieben wird.
Der Weg dorthin wurde für Feinberg zur digitalen Schnitzeljagd: In den sozialen Medien stieß sie auf ein Foto von Comeys Sohn Brien, auf dem ein inzwischen deaktiviertes Twitter-Profil markiert wurde. Diesem Account gratulierte ein User per Kommentar zur Beförderung des Vaters zum FBI-Chef. Das gelöschte Konto schien also Comey Jr. zu gehören.
James Comey und die Instagram-Datenschutzlücke
Dies wiederum führte Feinberg per Link zu einem Foto auf Instagram, in dem Brien Comey selbst markiert ist. Feinberg nutzte daraufhin eine bekannte Datenschutzlücke und verschickte an Brien Comeys Profil eine Freundschaftsanfrage - woraufhin Instagram ihr sogleich weitere "Freundschaftsvorschläge" aus Comeys Kontakten unterbreitete, darunter "Reinhold Niebuhr" und Patrice Comey, die Frau des FBI-Chefs.
Tatsächlich folgten dem "Niebuhr"-Account genau neun User. Feinberg suchte über Google eine Verbindung zwischen Comey und Reinhold Niebuhr und wurde schnell fündig: Der FBI-Chef hatte einst seine Abschlussarbeit über den Theologen Reinhold Niebuhr geschrieben - daran hatte er sich offenbar bei der Suche nach einem geeigneten Pseudonym erinnert.
Auf Twitter suchte Feinberg daraufhin nach weiteren Accounts mit Niebuhrs Namen. Unter den sieben Profilen, die sie dabei fand, hatte nur eines kein Profilbild: @projectexile7. Einziger Follower: Der Jurist Benjamin Wittes, Betreiber des LawfareBlog und laut eigener Aussage ein enger Freund von Comey. "Project Exile" wiederum ist der Name eines Programms zur Verbrechensbekämpfung, das Comey einst als Staatsanwalt mitentwickelt hat.
So weit, so stimmig - Feinbergs Suche scheint ein gutes Beispiel für konsequente Netzrecherche zu sein. Hundertprozentig sicher kann sich die Journalistin aber trotzdem nicht sein: Auf "Gizmodo"-Anfrage wollten weder FBI noch Comey noch Wittes einen Kommentar abgeben. Und das Profil von "Reinhold Niebuhr" ist inzwischen gesperrt.