Japan Lallender Finanzminister tritt zurück

Nach einem desaströsen Auftritt auf dem G-7-Gipfel in Rom hat der japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa sein Amt niedergelegt. Kritiker hatten Nakagawa vorgeworfen, auf einer Pressekonferenz in Rom vollkommen betrunken in die Kameras gelallt zu haben. Für Regierungschef Taro Aso kommt der Rücktritt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

Der japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa ist am Dienstag zurückgetreten. Nach scharfer Kritik wegen seines peinlichen Auftritts beim G-7-Treffen in Rom reichte er bei Ministerpräsident Taro Aso seinen Rücktritt ein. Dieser nahm das Gesuch laut Medienberichten an.

Kurz zuvor hatte Nakagawa noch erklärt, er wolle er erst nach der Verabschiedung des neuen Staatshaushalts zurücktreten. Zum Nachfolger ernannte Aso den Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Kaoru Yosano, der fortan beide Ämter zusammen ausüben soll.

Nakagawa hatte sich für sein Fehlverhalten auf der Pressekonferenz nach dem Treffen der Finanzminister- und Notenbankchefs bereits am Montag entschuldigt. Vorwürfe, er sei betrunken gewesen, wies der 55-jährige bei seiner Rücktrittserklärung erneut zurück. Er habe zwar beim Essen am Wein genippt, "aber nicht mal ein Glas getrunken". Er habe zu viele Medikamente eingenommen, um eine Erkältung zu bekämpfen, versicherte er. Der Minister hatte auf der Pressekonferenz am Samstag mit lallender Stimme gesprochen. Er war derart indisponiert, dass er sogar eine an den Notenbankchef gerichtete Frage beantworten wollte. Dabei hielt er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen.

Für Regierungschef Taro Aso kommt der Rücktritt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Er sieht sich mit stark gesunkenen Popularitätswerten konfrontiert, während die spätestens im Oktober anstehenden Wahlen immer näher rücken. Japan steht auch wirtschaftlich nicht gut da: In der weltweiten Krise hat das Land Ende vorigen Jahres den größten Konjunktureinbruch seit der Ölkrise im Jahr 1974 erlitten.

DPA · Reuters
Reuters/DPA