Der Prozess gegen den ägyptischen Ex-Präsidenten Husni Mubarak ist am Montag begleitet von gewaltsamen Protesten fortgesetzt worden. Nach Aussagen von Prozessbeobachtern hielten Pro-Mubarak-Aktivisten im Gerichtssaal ein Foto des Ex-Präsidenten hoch und lieferten sich ein Handgemenge mit Anwälten und Angehörigen von Opfern. Auch vor dem Gerichtsgebäudekam es zu Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Rund 150 Mubarak-Unterstützer riefen "Er hat uns 30 Jahre Sicherheit gegeben. Kopf hoch, Mubarak". Gegendemonstranten schleuderten Steine auf Polizisten. Gegen eine Demonstrantengruppe ging die Polizei mit Schlagstöcken vor. Die Mubarak-Gegner forderten ein schnelles Urteil im Verfahren gegen den Ex-Präsidenten. "Er muss gehängt werden. Wir wollen keine Verzögerung mehr im Prozess."
Im Lauf des dritten Prozesstags sollten vier ranghohe Polizisten als Zeugen aussagen, die während der Anti-Mubarak-Proteste in der Kommandozentrale der Polizei tätig waren. Unter den Zeugen ist ein General, der in der Polizeizentrale arbeitete, während Mubarak die pro-demokratischen Proteste niederschlagen ließ. Der 83-jährige Mubarak wurde laut Beobachtern im Hubschrauber eingeflogen und im Rollstuhl zur Anklagebank geschoben. An den beiden vorangegangenen Prozesstagen war der schwer kranke Ex-Präsident in einem Krankhausbett ins Gericht gebracht worden. Der vorsitzende Richter verbot zur Anhörung am Montag TV-Kameras. Mubarak hatte schon bei der letzten Verhandlung einen müden Eindruck gemacht. Mubaraks Söhne Gamal und Alaa, die zusammen mit ihrem Vater wegen illegaler Bereicherung angeklagt sind, schirmten ihn immer wieder vor der Kamera des ägyptischen Fernsehens ab. Inzwischen untersagte das Gericht eine weitere TV-Übertragung des Prozesses.
Mubarak steht mit seinen beiden Söhnen, dem ehemaligen Innenminister und sechs Polizisten vor Gericht. Während gewaltsamer Proteste gegen die Herrschaft Mubaraks kamen rund 850 Menschen ums Leben. Mubarak war im Februar gestürzt worden. Sollte Mubarak wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm die Todesstrafe. Er plädierte auf nicht schuldig.