Aufgeschreckt durch internationale Kritik an ihrer wenig erfolgreichen Strategie im Kampf gegen al Kaida, verstärkt die jemenitische Regierung jetzt ihre Razzien gegen die militanten Islamisten. Die staatliche Nachrichtenagentur Saba meldete am Mittwoch, die Polizei habe während einer nächtlichen Razzia in der südöstlichen Provinz Schabwa den Kommandeur einer lokalen Zelle des Terrornetzwerks, Abdullah al-Mehdar, getötet. Die Beamten hätten erst das Haus von Al-Mehdar im Majfaah-Bezirk umstellt. Anschließend kam es zu einem Gefecht, bei dem nach jemenitischen Medienberichten vier Menschen verletzt und vier Verdächtige festgenommen wurden.
Der Jemen und der Terror
Der Jemen ist für El-Kaida-Terroristen schon seit längerer Zeit ein Rückzugsort. Das südarabische Land war nach dem vereitelten Flugzeugattentat vom Weihnachtstag verstärkt ins Visier der Geheimdienste gerückt, weil der verhinderte Attentäter im Jemen indoktriniert und auf den Anschlag vorbereitet worden war.
Nicht nur die El-Kaida-Terroristen sind für die jemenitische Regierung zum Problem geworden. Im Norden kämpft die Armee seit August gegen eine schiitische Rebellenbewegung - seit einigen Wochen mit Unterstützung des von Sunniten regierten Nachbarlandes Saudi- Arabien. Im Süden will eine Protestbewegung die Abspaltung des vormals sozialistischen Landesteils herbeiführen. Mehrere Regionen werden nicht von der Regierung, sondern von Stammesmilizen kontrolliert.
Die Verdächtigen hatten sich nach Angaben des Innenministeriums mit Al-Mehdar getroffen, um "Terroranschläge auf wichtige Einrichtungen in der Provinz zu planen". Einzelheiten über diese Pläne wurden nicht genannt. Majfaah liegt rund 50 Kilometer vom Hafen Belhaf entfernt, dem wichtigsten Flüssiggas-Exporthafen des Landes. Über Al-Mehdar ist nur bekannt, dass er einst als "Gotteskrieger" nach Afghanistan gegangen war.
Beobachter in Sanaa rechnen damit, dass in den kommenden Tagen noch weitere mutmaßliche Terroristen getötet oder festgenommen werden, die den Behörden schon seit langer Zeit bekannt sind. Jemenitische Regimekritiker warfen der Regierung von Präsident Ali Abdullah Salih vor, sie habe die militanten Islamisten, die früher mit El-Kaida-Anführer Osama bin Laden in Afghanistan gekämpft hatten, nach ihrer Rückkehr in den Jemen umworben, um mit ihrer Hilfe politische Gegner in Schach zu halten.