Im Prozess gegen den früheren kosovarischen Regierungschef Ramush Haradinaj hat das UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien den Angeklagten freigesprochen. Damit bestätigte das Gericht am Donnerstag in Den Haag ein früheres Urteil vom April 2008.
Die Anklage hatte dem 44-Jährigen in sechs Anklagepunkten Kriegsverbrechen gegen Serben und andere Nicht-Albaner während des Kosovokriegs der Jahre 1998 bis 1999 vorgeworfen. Sie habe den Vorwurf von Mord und Folter an Serben während des Unabhängigkeitskrieges jedoch nicht bewiesen, erklärten die Richter am Donnerstag in Den Haag. Auch die beiden mitangeklagten ehemaligen Kommandeure der Kosovo-Befreiungsarmee wurden freigesprochen. Alle drei wurden sofort freigelassen. Der 44-jährige Haradinaj war Kommandant der Kosovo-Befreiungsarmee. Er war bereits 2008 in einem ersten Verfahren freigesprochen worden. Der Prozess musste jedoch nach einer Entscheidung der Berufungskammer des UN-Tribunals teilweise wiederholt werden.
Das Kosovo hat den Freispruch seines Spitzenpolitikers Ramush Haradinaj mit einem großen Feuerwerk gefeiert. In der Hauptstadt Pristina versammelten sich die Bürger vor großen Leinwänden, auf denen die Urteilsverkündung des UN-Kriegsverbrechertribunals aus Den Haag übertragen wurde. Die Menschen lagen sich weinend und lachend in den Armen. Vereinzelt schossen die Menschen aus Freude in die Luft. Seit Tagen waren die Bürger aufgefordert worden, die Ankunft des 44-jährigen früheren Kommandeurs der Kosovo-Freischärler im Bürgerkrieg 1998/99 am Nachmittag zu feiern. Aus Belgrad gab es zunächst keine Reaktion.