Leopoldo F. Galtieri Die Richter kamen zu spät

Der ehemalige argentinische Diktator Leopoldo F. Galtieri ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Galtieri war einer der vier Staatschefs in der Zeit der Militär-Junta von 1976 bis 1983. Während dieser Zeit wurden tausende zumeist linke Gegner des Regimes getötet.

Berühmt und berüchtigt wurde der frühere argentinische Diktator Leopoldo Fortunato Galtieri, als er 1982 die britischen Falklandinseln im Südatlantik besetzen ließ. Für diese auch von argentinischen Experten als "stümperhaft" kritisierte Aktion wurde er 1985 von einem Kriegsgericht zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach nur vier Jahren Luxushaft hinter Kasernenmauern mit Tennisplatz und Schwimmbad kam er Dank einer Amnestie schon 1989 wieder frei.

Wegen der Menschenrechtsverletzungen unter der Militärdiktatur (1976-1983) wurde er jedoch 1985 freigesprochen und seither nicht mehr ernsthaft belangt. Erst kurz vor seinem Tod am Sonntag nach einem längeren Krebsleiden im Alter von 76 Jahren hatten engagierte Richter den Versuch unternommen, den bulligen Militär und andere frühere Mitglieder der Militärjunta doch noch zur Rechenschaft zu ziehen. Sie erklärten die Amnestiegesetze der späten 80er Jahre für verfassungswidrig und wurden bei ihrem Ermittlungen auch durch erst im vergangenen August frei gegebene US-Geheimdokumente bestätigt.

Kommandeur einer Todesschwadron

Demnach kommandierte Galtieri während der Diktatur zwischen 1976 und 1983 eine Todesschwadron, die für die Ermordung und das Verschwinden tausender Argentinier verantwortlich sein soll. Nach Erkenntnissen der US-Botschaft führt die Kette des Kommandos über die berüchtigte Todesschwadron, bekannt als Bataillon 601, zu Galtieri als Oberbefehlshaber. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass unter der Militärdiktatur bis zu 30 000 Menschen verschleppt und getötet wurden.

Das Präsidentenamt übernahm Galtieri im Dezember 1981. Nach den Jahren der schwersten Menschenrechtsverletzungen, bei dem die Militärs im vorgeblichen Kampf gegen linke Terroristen in der Mehrzahl Unschuldige und zufällige Opfer verschwinden und ermorden ließen, geriet das Regime Anfang der 80er Jahre wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten in die Krise.

Irrtümer in der jüngeren Geschichte Argentiniens

Galtieri und seine Kameraden starteten zur Entlastung die Militäroffensive gegen die Falklands. Der wie so viele südamerikanische Offiziere auch in den USA ausgebildete Galtieri rechnete mit der Solidarität Washingtons und mit einem Einlenken Großbritanniens. Nach Einschätzung von Historikern zwei weitere der vielen Irrtümer in der jüngeren Geschichte Argentiniens.

Als die Argentinier am 15. Juni 1982 der von Premierministerin Margaret Thatcher entsandten britischen Übermacht kapitulierten, waren 750 Argentinier und 250 Briten tot. Nur zwei Tage später musste Galtieri zurücktreten.

DPA
Jan-Uwe Ronneburger

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