Libanon Kämpfe weiten sich auf den Süden aus

Zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe zwischen radikalen Islamisten und dem Militär im Norden des Libanon haben die Gefechte auch den Süden des Landes erreicht. Unter der Bevölkerung wächst nun die Angst vor einer Ausdehnung der Kämpfe auf weitere Landesteile.

Neben den seit gut zwei Wochen andauernden Kämpfen der libanesischen Armee gegen radikalen Islamisten im Flüchtlingslager Nahr el Bared im Norden ist es auch im Süden zu Gefechten gekommen. Wegen der neuen Auseinandersetzungen im Süden wachse im Libanon die Furcht, dass die Kämpfe zwischen Islamisten und Soldaten auch auf andere Landesteile übergreifen könnten, schreibt die "New York Times". Aus Sicherheitskreisen verlautete, bei Gefechten zwischen dem Militär und sunnitischen Kämpfern seien am palästinensischen Flüchtlingslager Ain al Hilweh ein Soldat getötet und zwei weitere verwundet worden.

Ein Kontrollpunkt der Armee nahe dem palästinensischen Flüchtlingslager Ain al Hilweh bei Sidon wurde vom Extremisten angegriffen. Die Streitkräfte antworteten mit Maschinengewehren. Es seien mehrere Menschen verletzt worden. Nach US-Medienberichten dauerten die Kämpfe auch am frühen Montagmorgen an.

Kämpfer der Fatah al Islam zurück gedrängt

Der Korrespondent des arabischen Nachrichtensenders al Dschasira sprach von heftigen Schusswechseln zwischen Armee und Anhängern der Extremistengruppe Jund al Sham. Die Armee habe Verstärkung mit gepanzerten Fahrzeugen mit schweren Maschinengewehren in Richtung des Flüchtlingslagers Ain al Hilweh in Marsch gesetzt, hieß es.

Unter heftigem Einsatz von Artillerie drängte die libanesische Armee in Nahr el Bared unterdessen die Kämpfer der Islamisten-Gruppe Fatah al Islam zurück. Sie nahm nach eigenen Angaben mehrere Stellungen der Milizionäre der Islamisten-Gruppe Fatah al Islam in den Randbezirken des palästinensischen Flüchtlingslagers ein. "Die Armee kontrolliert jetzt mindestens vier oder fünf Positionen, die zuvor von den Milizionären gehalten worden waren und wir drängen sie weiter in die Enge", sagte ein Militärsprecher.

Die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete, der Beschuss konzentriere sich nun auf die Verbindungswege der Extremisten in dem Lager. Abu Selim, ein Sprecher der Extremisten, die seit zwei Wochen in dem Lager im Norden des Landes eingekesselt sind, sagte al Dschasira am Telefon: "Wir lehnen es ab, zu kapitulieren...wir werden hier sterben."

Die Kämpfe fordern viele Opfer

Nach offiziellen Angaben wurden bei den Kämpfen in den letzten drei Tagen sechs Soldaten getötet. Unter den Islamisten im Lager gebe es "viele Opfer", hieß es. Inoffiziell verlautete aus Sicherheitskreisen, dass mindestens acht Soldaten getötet und weitere 16 verletzt wurden. Aus Armeekreisen hatte es zuvor geheißen, nun habe eine "zweiten Phase" in dem Einsatz gegen die Kämpfer der Fatah al Islam begonnen. Dabei durchkämmten Soldaten Randbezirke des Lagers, die schon unter Kontrolle der Armee seien. Der heftige Beschuss einzelner Teile des Lagers sei Teil dieser Taktik, um "die Bereiche von den verbliebenen Kämpfern zu säubern", sagte ein Sprecher. Durch den Einsatz von 155-Millimeter-Granaten wolle man auch möglicherweise in den Gebäuden versteckte Sprengfallen ausschalten.

Anschuldigungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), libanesische Einheiten hätten in dem Lager Zivilisten beschossen, wies das Militär zurück. In dem Flüchtlingslager lebten bis vor zwei Wochen noch rund 40.000 Palästinenser. Die meisten Bewohner sind inzwischen geflohen, rund 3000 sollen sich noch in dem Lager aufhalten.

DPA
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