Den Richtern des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) in Den Haag legte der Argentinier Beweise vor, die den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir des Völkermords in Darfur beschuldigen. "Als ich 32 Jahre alt war und stellvertretender Ankläger in dem Prozess gegen die Militärjunta in meinem Land, da dachte ich, das ist das Wichtigste, was du je in deinem Leben machen wirst. Heute weiß ich, es war nur eine Vorbereitung für den ICC", sagte der Argentinier der FTD.
Seit etwas mehr als fünf Jahren ist Moreno-Ocampo Chefankläger des ersten permanenten Weltstrafgerichts. Seine Erfahrung in dem Juntaprozess, in dem neun führende Köpfe der Militärdiktatur, die Argentinien zwischen 1976 und 1983 regierte, angeklagt wurden, hat zu seiner Wahl beigetragen. Es war das erste Verfahren wegen Massenermordungen von Zivilisten seit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen.
In seiner bisherigen Amtszeit als Chefankläger hat Moreno-Ocampo vier Untersuchungen eingeleitet, allesamt in Afrika. Zwölf Haftbefehle wurden erlassen, vier Beschuldigte sitzen bereits in Den Haag in Untersuchungshaft.
"Ich bin mit Chaos aufgewachsen"
Moreno-Ocampo hat den Ruf, sehr viel von sich und seinen Mitarbeitern zu verlangen. "Alle zwei Stunden" würde er mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert, sagt er. "Aber ich bin Argentinier, ich bin mit Chaos aufgewachsen." Arbeitszeiten bis spät in die Nacht sind keine Ausnahme. Die Fluktuation unter seinen Mitarbeitern sei deshalb hoch, kritisieren allerdings Beobachter.
Vor fünf Jahren zog Moreno-Ocampo allein an den niederländischen Regierungssitz. Seine Frau und die beiden Kinder blieben in Buenos Aires. "Du jettest durch die Welt für deine Arbeit, da muss ich nicht auf dich in Den Haag warten", hatte seine Frau gesagt. Abgesehen von Gastprofessuren an den US-Eliteuniversitäten Harvard und Stanford hat Moreno-Ocampo die meiste Zeit seines Lebens in dem südamerikanischen Land verbracht. Auch dort widmete er sich dem Kampf gegen die Korruption.
Erst in einigen Monaten werden die Richter voraussichtlich entscheiden, ob sie Haftbefehl gegen al-Baschir erlassen. Bis dahin wird der studierte Jurist auf die Missstände in Darfur aufmerksam machen. "Wir können nicht die Augen vor dem verschließen, was hier geschieht. Wir haben die Pflicht, die Opfer zu beschützen."
Moreno-Ocampo weiß, wie er Probleme der breiten Masse nahebringen kann. Er ist ein Medienprofi. In Argentinien moderierte er einst eine Realityshow. Dem Normalbürger erklärte er juristische Verfahren.