Drei Jahre lang war Christoph Heusgen an der Spitze der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Beim diesjährigen Zusammentreffen im Bayrischen Hof fiel es ihm offensichtlich schwer, dass es nun Abschied nehmen heißt. Als Leiter des hochkarätigen Expertentreffens löst ihn der frühere Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ab.
"Lassen Sie mich zum Abschluss kommen, und das wird schwierig...", sagte Heusgen und fing mitten im Satz an zu weinen. Das Publikum reagierte mit Applaus. Diese Szene wird auf der Nachrichtenplattform X von zahlreichen Nutzern geteilt – und in einen falschen Kontext gesetzt.
Der Grund für Heusgens Tränen auf der Münchner Sicherheitskonferenz
In seiner Abschiedsrede auf der MSC 2025 dankte Heusgen den Anwesenden und insbesondere dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Hämisch verweisen Nutzer in sozialen Medien darauf, dass Heusgen und hochrangige deutsche Politiker während einer Rede von Donald Trump vor den Vereinten Nationen im Jahr 2018 noch lachten. Der US-Präsident hatte Deutschland damals gewarnt, sich zu abhängig von russischem Öl zu machen.
Andere behaupten, die Tränen des früheren Top-Diplomaten und Berater von Kanzlerin Angela Merkel seien eine Reaktion auf die umstrittene Rede von US-Vizepräsident JD Vance. Manche geteilten Videos sind so zusammengeschnitten, dass dieser Eindruck entsteht.
Heusgen hatte Vances Worte tatsächlich kritisiert und daran erinnert, dass die Konferenz ursprünglich als Plattform zur Stärkung der transatlantischen Beziehungen ins Leben gerufen worden sei. Die diesjährige Sicherheitskonferenz sei "in gewissem Sinne ein europäischer Albtraum" gewesen, sagte er im ZDF. Sein emotionaler Ausbruch hängt jedoch mit seinem Abschied zusammen und hat daher wohl hauptsächlich persönliche Gründe.
Am Montagmittag äußerte Heusgen sich selbst dazu auf X. "Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass das gesamte Team der MSC und so viele Freunde mich nach meiner letzten Konferenz verabschiedet haben. Das war ein emotionaler Moment auf der Bühne zum Ende meiner Amtszeit", schreibt der 69-Jährige, und kommentiert auch die geteilten Falschinformationen über seine Tränen: "Im Netz wird ein Video verbreitet, das diese Szene aus dem Zusammenhang meiner Verabschiedung reißt. Das zeigt leider erneut, wie die Mechanismen von Desinformation funktionieren."
Heusgen habe das weltweit wichtigste Expertentreffen zur Sicherheitspolitik "stärker, breiter und besser" gemacht, sagte Nachfolger Stoltenberg. Daher sei es für ihn leichter, auf dieser "exzellenten Arbeit" aufzubauen. Der 65-Jährige übernimmt mit sofortiger Wirkung und wird die nächste Sicherheitskonferenz im Februar 2026 organisieren und leiten. Jedoch lässt er seine neue Aufgabe noch für ein halbes Jahr ruhen. Grund dafür ist, dass Stoltenberg als Finanzminister in eine Übergangsregierung seines Heimatlandes Norwegen berufen wurde.
Hinweis: Dieser Text wurde aktualisiert und um die Äußerungen von Christoph Heusgen ergänzt.