US-Flaggen im Rücken, sein Beraterteam mit angesehenen Wirtschaftsexperten an seiner Seite: Bei seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl präsentierte sich Barack Obama staatsmännisch. Die Worte des künftigen Präsidenten der USA entsprachen seinem Auftritt - gelöst und ernst zugleich sprach er über seine Lösungen für das dringendste Problem Amerikas, die Wirtschaftskrise.
Obama will im Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise keine Zeit verlieren. Unmittelbar nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar werde er die Herausforderungen durch die Wirtschaftsprobleme "frontal" angehen, sagte der Demokrat. Obama räumte jedoch ein, das Ausmaß der vor ihm liegenden Aufgaben nicht zu unterschätzen. Eine Lösung der Probleme werde nicht "schnell und leicht" zu erreichen sein, sagte er.
Obama erklärte: "Meine Priorität ist: Wie können wir die Wirtschaft ankurbeln? Wie schaffen wir wieder mehr Jobs?" Im Mittelpunkt des Maßnahmenkatalogs von Obama und seinem Beraterteam sollen nicht die Banken, sondern der Normalbürger stehen: "Wir brauchen einen Rettungsplan für die Mittelschicht", sagte der designierte Präsident. Seine Pläne gehen noch weiter - er will außerdem die Unterstützung der Arbeitslosen ausweiten, sobald er im Amt ist. Zudem befürwortete der künftige Präsident zusätzliche Hilfen für die krisengeschüttelte US-Autoindustrie. "Wir stehen vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung unseres Lebens", sagte er. "Wir müssen schnell handeln, um ihr zu begegnen", so Obama.
Obama: "Das Lagerdenken aufgeben"
"Das amerikanische Volk braucht Hilfe. Der Wirtschaft geht es schlecht", sagte Obama, der erst am vergangenen Dienstag seinen historischen Wahlsieg errungen hatte. "Einige Schritte sind schon unternommen worden, und weitere Schritte in dieser Übergangszeit und in den folgenden Monaten werden notwendig sein", betonte er. Einige der Entscheidungen dabei würden "schwierig" werden. "Ich weiß aber, dass wir Erfolg haben werden, wenn wir Lagerdenken aufgeben und als eine Nation zusammenarbeiten." Barack Obama unterstrich allerdings auch, dass er noch nicht Präsident sei und die Geschicke des Landes noch in Händen der gegenwärtigen Regierung liege.
Mit Blick auf Personalentscheidungen sagte er, sie würden "rasch, aber nicht überhastet" getroffen und dann auch unmittelbar bekanntgegeben. Zunächst wurde besonders über den künftigen Finanzminister spekuliert. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten unter anderem die beiden früheren Finanzminister Robert Rubin und Larry Summers. Beide waren Mitglieder der Regierung von Bill Clinton. Auch der Name des New Yorker Fed-Chefs Timothy Geithner kursiert.
Buffett telefonisch zugeschaltet
Vor der Pressekonferenz am Freitag hatten sich Obama und sein designierter Vize Joe Biden in Chicago (US-Bundesstaat Illinois) mit den 17 Wirtschaftsberatern aus dem Wahlkampfteam getroffen. Unter den Wirtschaftsberatern Obamas befinden sich frühere Minister und Spitzenmanager von US-Firmen wie Xerox, Time Warner, Google und der Hyatt Hotel-Gruppe. Investorenlegende und Obama-Unterstützer Warren Buffett nahm telefonisch an dem Treffen in Chicago teil. Für die US-Wähler waren laut Umfragen die Wirtschaftsprobleme das wichtigste Thema bei ihrer Wahlentscheidung. Am Freitag veröffentlichte das US- Arbeitsministerium die jüngsten Arbeitslosenzahlen, denen zufolge die Quote im Oktober auf 6,5 Prozent gestiegen ist. Seit Jahresbeginn verloren die USA bereits rund 1,2 Millionen Jobs.
Nach der Pressekonferenz am Freitag wollten sich Obama und seine Familie nach Informationen des US-Fernsehsenders ABC zu Hause in Chicago kurz von den Strapazen des Wahlkampfs und der Siegesfeiern erholen. Am Montag trifft er sich dann mit Präsident George W. Bush im Weißen Haus. Er hoffe dabei auf "substanzielle Gespräche", sagte der Demokrat. Er und seine Familie wollen dann im Dezember auf Hawaii, wo Obama geboren wurde, Urlaub machen.
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