Kreml-Chef Erst die USA, nun Russland? Putin lässt ebenfalls Tests von Atombomben prüfen

Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin wies Regierung und Geheimdienste an, Informationen zu sammeln und Vorschläge für Atomwaffentests vorzubereiten
© Sergei Karpukhin / TASS / Action Press
Wird Russland erstmals seit 1990 wieder Atomwaffen testen? Kreml-Chef Wladimir Putin hat angekündigt "Informationen zu dem Thema" zu sammeln – weil die USA entsprechende Pläne hegten. 

Russland erwägt nach den Worten von Präsident Wladimir Putin die Wiederaufnahme von Atomwaffentests, falls die USA wie von US-Präsident Donald Trump angekündigt, dies auch tun sollten. Bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates wies Putin das Außen- und das Verteidigungsministerium sowie die Geheimdienste an, "zusätzliche Informationen zu dem Thema zu sammeln" und "Vorschläge zum möglichen Start von Vorbereitungsarbeiten für Atomwaffentests zu machen". Die Aussagen von Putin wurden im russischen Fernsehen übertragen.

Der russische Präsident antwortete bei der Sitzung des Sicherheitsrats auf eine Äußerung von Verteidigungsminister Andrej Beloussow, der vorgeschlagen hatte, "unverzüglich" mit Vorbereitungen für Atomtests auf dem arktischen Archipel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer zu beginnen. Der letzte Atomwaffentest Moskaus geht auf das Jahr 1990 zurück, kurze Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Zugleich betonte der Kremlchef, dass Moskau sich immer an den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen gehalten habe. Es werde sich auch weiter daran halten, solange andere Staaten keine Atomwaffen testen. "Wenn die USA oder andere Vertragsstaaten solche Versuche unternehmen, wird Russland seinerseits entsprechend antworten", sagte er.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erläuterte der Nachrichtenagentur Tass zufolge, dass es nicht um einen direkten Testbeginn gehe. Putin lasse die Zweckmäßigkeit des Einstiegs in Vorbereitungen prüfen. 

Putin hatte zuletzt die Drohungen mit dem russischen Atompotenzial verstärkt. Er sprach auch von neuartigen Waffen wie der atomgetriebenen Langstreckenrakete Burewestnik und dem atomgetriebenen Torpedo Poseidon. Die Angaben lösten im Ausland weniger Befürchtungen aus als frühere Drohungen des Kremls.

Putin betrachtet Trumps Atomtest-Aussagen als ernst

Vor Putins Aussagen hatte US-Präsident Trump das Pentagon angewiesen, "unverzüglich" damit zu beginnen, US-Atomwaffen "zu testen". Später sagte Trump, eine Wiederaufnahme der Tests sei aufgrund der Testprogramme anderer Staaten "angemessen".

Unklar war zunächst, ob Trump Tests mit nuklearen Sprengköpfen angeordnet hatte – oder mit Waffensystemen, die nuklear bestückt werden können. Der letzte US-Waffentest mit nuklearen Sprengköpfen erfolgte im Jahr 1992 im US-Bundesstaat Nevada.

Putin bezeichnete die Erklärungen Trumps nun als "ernste Angelegenheit". Putin hatte bereits zuvor mehrfach erklärt, Russland werde auf mögliche Atomwaffentests der USA mit eigenen Tests antworten.

Rätselraten über US-Position

Generalstabschef Waleri Gerassimow und der Chef des Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, beklagten, dass die Regierung in Washington keine Auskunft über ihre Absichten gebe. Der Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, bat Putin um mehr Zeit, um diese genau zu ermitteln. Verteidigungsminister Andrej Beloussow argumentierte, die USA bauten ihr Angriffspotenzial aus, also müsse Russland unverzüglich mit "Vorbereitungen auf umfassende Atomversuche" beginnen.

AFP · DPA
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