Die Demokratiebewegung in Nepal hat mit ihren wochenlangen Massenprotesten einen Erfolg erzielt: König Gyanendra setzte jetzt das vor vier Jahren aufgelöste Unterhaus des Parlaments wieder ein. Er erfüllte damit eine Hauptforderung der politischen Parteien. Gyanendra sprach gleichzeitig auch den Angehörigen der Opfer, die bei den Protesten in den vergangenen Wochen getötet wurden, sein Beileid aus.
Der Monarch gab seine Entscheidung in einer vom staatlichen Rundfunk übertragenen Radioansprache bekannt. Er wollte damit offenbar weitere Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften und Demonstranten vermeiden.
Bündnis für Demokratie
Kurz nach der Rede des Königs habe das aus sieben Parteien bestehende Oppositionsbündnis das Ende des Generalstreiks ausgerufen, berichtet der unabhängige Sender Kantipur TV. Eine geplante Massenkundgebung werde als "Siegesfeier" dennoch stattfinden, sagte ein Sprecher.
Die Wiederherstellung der Demokratie war die wichtigste Forderung des Bündnisses, deren Proteste sich in den vergangenen Wochen zu einer Volksbewegung entwickelt hatten. Zugeständnisse Gyanendras, wie die Nominierung eines Ministerpräsidenten, hatte die Opposition als unzureichend abgelehnt. Der König müsse vielmehr das Parlament wieder einsetzen.
Unterstützung von maoistischen Rebellen
Außerdem fordert die Opposition ein Gremium, das eine neue Verfassung ausarbeitet. Unterstützt wurde die politische Opposition dabei zuletzt auch von den maoistischen Rebellen, die seit 1996 gegen die Monarchie in Nepal kämpfen. Die Lage in Nepal wurde dadurch in jüngster Zeit immer chaotischer.
Das amerikanische Außenministerium berief unterdessen einen Teil des Botschaftspersonals sowie Familienangehörige von Mitarbeitern in die USA zurück. Die Betroffenen sollten das Land sobald wie möglich verlassen, sagte ein Sprecher der Botschaft.
Nepals bisher autoritär regierender König Gyanendra, 58, kam Anfang Juni 2001 nach einem Königsmord an die Macht. Er ist der jüngere Bruder des bei einem Massaker im Palast getöteten Königs Birendra. Der Mörder Birendras, dessen Sohn Kronprinz Diprenda, soll nach dem offiziellen Untersuchungsbericht von Drogen berauscht aus Liebeskummer Amok gelaufen sein. Die Hintergründe des Blutbads wurden aber nie restlos aufgeklärt.
Engagement beim WWF
Bis dahin war Gyanendra vor allem wegen seines Engagements für den Naturschutz bekannt. So arbeitete er in der internationalen Umweltorganisation WWF mit. Der Demokratie brachte er stets Misstrauen entgegen. Dass sein Bruder Birendra 1990 die absolute gegen eine konstitutionelle Monarchie eintauschte, hatte er nie wirklich akzeptiert. Nach seinem Machtantritt schaffte er unter dem Vorwand, so besser die maoistische Rebellion bekämpfen zu können, die demokratischen Institutionen nach und nach ab.
König Gyanendra Bir Bikram Shah Dev wurde am 7. Juli 1947 geboren. Im Alter von drei Jahren war er während eines Machtkampfs zwischen Clans schon einmal zum König ernannt worden, um seinen Großvater Tribhuvan zu entmachten. Das Manöver des Rana-Clans misslang aber, die Ernennung Gyandendras wurde annulliert.
Studium in Cambrigde
Gyanendra ging später in eine katholische Schule in Indien und studierte in Cambridge in Großbritannien. In seiner Jugend galt er als guter Sportler. Genau wie sein älterer Bruder wurde er 1970 mit einer Tochter des Rana-Clans verheiratet, um die beiden bis dahin rivalisierenden Dynastien zu verflechten.