Nach weniger als einer Dreiviertelstunde ist der aus Sicherheitsgründen verkürzte olympische Fackellauf in Neu Delhi ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Die Läufer in der indischen Hauptstadt waren auf der abgeschirmten Strecke von zahlreichen indischen und chinesischen Sicherheitskräften umringt. Die rund 70 Fackelträger liefen wegen der Distanz von nur noch knapp drei Kilometern jeweils nur wenige Dutzend Schritte. Rund 15.000 Polizisten schützen die Veranstaltung. Tausende Menschen, die meisten davon Exiltibeter, demonstrierten in Neu Delhi gegen die chinesische Besetzung Tibets. Die Proteste blieben friedlich.
Die Öffentlichkeit war von der Veranstaltung in dem abgeriegelten Regierungsviertel ausgeschlossen. Nur Inder und Chinesen mit besonderer Einladung sowie ausgesuchte indische Schulkinder waren als Zuschauer zugelassen.
Die Strecke in Neu Delhi war deswegen so problematisch, weil in Indien rund 100.000 Exiltibeter leben und damit so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Auch hat der Dalai Lama seinen Sitz in Dharamsala in Nordindien.
Kurz vor dem Start des Fackellaufs hatten in der Innenstadt von Neu Delhi erste Proteste begonnen. Mehrere hundert Demonstranten starteten einen "Friedenslauf" mit einer eigenen Fackel. Der Vorsitzende der "Studenten für ein freies Tibet" in Indien, Tenzin Choeying, sagte der Nachrichtenagentur dpa zu Beginn des Laufs, Olympia stehe für Frieden und Harmonie. Die Tibeter würden von der chinesischen Regierung aber gewaltsam unterdrückt. "China verdient diese Flamme nicht." Die Fackel der Olympischen Spiele in Peking in diesem Jahr sei eine "Fackel der Schande und des Blutvergießens".
Bis zum Beginn des olympischen Fackellaufs waren in der Hauptstadt mehr als 50 Menschen festgenommen worden, die mit verschiedenen Aktionen für ein "freies Tibet" demonstrierten. Die Nachrichtenagentur PTI meldete, in der Wirtschaftsmetropole Bombay seien 45 Exiltibeter festgenommen worden, die in der Nähe des chinesischen Konsulates demonstrieren wollten.
Zuletzt hatte es beim Fackellauf in London, Paris und San Francisco Ausschreitungen und Proteste gegen die Tibet-Politik Chinas gegeben.