Das Terrornetzwerk Al Kaida hatte nach Recherchen eines renommierten US-Journalisten 2003 einen Giftgasanschlag auf die New Yorker U-Bahn geplant. 45 Tage vor dem vorgesehen Termin habe der Stellvertreter von Osama bin Laden den Plan abgeblasen, wie das Nachrichtenmagazin "Time" am Sonntag auf seiner Website aus einem Buch des Journalisten Ron Suskind zitierte.
US-Geheimdienste haben von dem Anschlag durch das Laptop eines Kämpfers aus Bahrain erfahren, der im Jahr 2003 in Saudi-Arabien festgenommen wurde, heißt es in dem Buch "The One Percent Doctrine" von Ron Suskind. Auf dem Computer seien Pläne zum Bau eines Apparats gewesen, aus dem Blausäure strömen sollte. Ein solcher Anschlag hätte unter Umständen ebenso viele Menschen das Leben gekostet wie die Terroranschläge vom 11. September 2001. Dabei hätte Hydrogencyanid über ein leicht zu verbergendes System in zahlreichen U-Bahn-Waggons freigesetzt werden und anderen strategisch wichtigen Orten versteckt werden sollen. Der US-Geheimdienst CIA habe einen funktionierenden Prototyp der Anschlagswaffe gebaut, das Suskind zufolge für die Al Kaida einen Durchbruch in der Waffentechnologie bedeutete. Alle vorherigen Bemühungen, das tödliche Gas bei Anschlägen im großen Stil einzusetzen, scheiterten.
Befürchtung, dass Al Kaida einen schlimmeren Anschlag plante
Der Geheimdienst zeigte die Waffe US-Präsident George W. Bush, heißt es in dem Buch weiter. Bush habe daraufhin angeordnet, alle Regierungsebenen zu informieren. Der Geheimdienst habe auch herausgefunden, dass der Stellvertreter von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, Ajman Al-Sawahri, das Vorhaben nur 45 Tage vor dem geplanten Datum absagte wurde. Als die Information eintraf, befürchtete Bush laut Suskind, dass die Al Kaida einen noch folgenschwereren Anschlag plane. Die allgemeine Schlussfolgerung sei gewesen, dass Al Kaida in einer zweiten Anschlagswelle noch verheerendere Folgen als am 11. September 2001 bewirken wolle.
Ein Sprecher der US-Bundespolizei FBI lehnte es am Samstag in Washington ab, Einzelheiten des Berichts zu bestätigen. Ein Sprecher der New Yorker Polizei sagte, die Behörden hätten von dem geplanten Anschlag gewusst. Es seien angemessene Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden. Die New Yorker Verkehrsbehörde lehnte eine Stellungnahme ab.
Ein Informant, der sich mit der Al-Kaida-Führung überworfen habe, habe Al Sawahri mit den Anschlägen in Verbindung gebracht, schreibt Suskind. Er sei später von saudi-arabischen Sicherheitskräften getötet worden. Der Auszug aus Suskinds in Kürze erscheinendem Buch "The One Percent Doctrine" (Die Ein-Prozent-Doktrin) sollte am Montag in der gedruckten Ausgabe von "Time" erscheinen. Suskind ist ein ehemaliger Reporter des "Wall Street Journal", er wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.