Obama-Rede "Acht Jahre sind genug"

Mit Spannung wurde die Rede von Barack Obama auf dem demokratischen Parteitag in Denver erwartet. Der Präsidentschaftskandidat sollte endlich seine Botschaft vom "Change", vom Wechsel, unterfüttern. Was er den Wählern versprach, war allerdings weniger konkret als von vielen erhofft.

Natürlich hat er die Wahl angenommen. Die Wahl zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten. Vor 80.000 begeisterten Zuschauern im Footballstadion von Denver und geschätzten 40 Millionen vor den Fernsehern, betrat Barack Obama am Abend die riesige Bühne, umrahmt von antiken Säulen, um seine lang erwartete Rede zu halten. Eine Rede, die den Zauberbegriff vom "Change", vom Wechsel, endlich mit Inhalten füllen sollte - und die sicher nicht zufällig auf den 45. Jahrestag der berühmten "Ich habe einen Traum"-Rede von Martin Luther King fiel.

Natürlich hat auch Obama einen Traum: "Dem Geist Amerikas wieder Leben einhauchen. "Diese Wahl ist die Möglichkeit, dieses Versprechen am Leben zu erhalten", rief er aus. Die kommenden vier Jahren dürften nicht so werden wie die vergangenen acht, sagte er und: "Am 4. November müssen wir aufstehen und sagen: Acht sind genug." Die Masse nahm es dankbar an und wiederholte euphorisiert: "Eight is enough". Und was er den Wählern versprach, war weniger konkret als von vielen erhofft, aber nicht auch nicht unbedingt bescheiden.

95 Prozent der arbeitenden Amerikaner werden unter seiner Präsidentschaft weniger Steuern zahlen, kündigte der Senator an. "Heute Abend sind mehr Amerikaner ohne Arbeit und mehr arbeiten härter für weniger Lohn. Mehr von euch haben ihr Haus verloren und mehr beobachten, wie der Wert ihres Hauses abstürzt", so Obama, daher werde er dafür sorgen, dass für "gleiche Arbeit, gleicher Lohn gezahlt" werde. Damit richtet Obama seine Politik deutlich auf die Arbeiterfamilien und die Mittelschicht aus, die vor allem unter der Immobilien-, Wirtschaftskrise und abwandernden Jobs leidet. In Richtung des republikanischen Kandidaten sagte er, Obama, werde, anders als John McCain, den Konzernen keine Steuererleichterungen zubilligen, "die unsere Arbeitsplätze nach Übersee auslagern. Stattdessen wolle er Firmen unterstützen, die hier in Amerika gute Jobs schaffen."

Auch seine alte Forderung nach einer allgemeinen Krankenversicherung wiederholte er. "Jeder, der in Zukunft krankenversichert ist, wird die gleichen Leistungen bekommen wie Kongressabgeordnete", so der Kandidat unter stürmischen Beifall des Publikums.

Die hohen Energiepreise sind auch in den USA ein Thema, weshalb Obama mehr Investitionen in erneuerbare Energien versprach und ankündigte: "In zehn Jahren muss die Abhängigkeit vom Öl aus dem arabischen Raum beendet werden, auch im Interesse der Zukunft des Planeten."

Die Außenpolitik spielte in seiner Rede nicht mehr die große Rolle wie noch vor einigen Monaten. Natürlich werde er als Präsident die US-Truppen aus dem Irak abziehen. Das, so Obama, süffisant, habe ja selbst die Bush-Regierung erkannt. Der 47-Jährige deutet aber auch an, künftig nicht mehr gegen al Kaida und die Taliban in Afghanistan kämpfen zu wollen. "Aber ich werde auch die harte, direkte Diplomatie erneuern, die den Iran daran hindern kann, sich in den Besitz von Atomwaffen zu bringen. Ich werde neue Partnerschaften errichten, um die Bedrohungen des 21. Jahrhunderts zu besiegen." Eine klare an die unilaterale Politik der US-Regierung.

44 Minuten lang sprach Obama in seiner wohl geplanten Rede und hatte an der einen oder anderen Stelle auch ein Lob für seinen Konkurrenten McCain übrig. Allerdings habe der Republikaner zu 90 Prozent stets Präsident George W. Bush unterstützt, deshalb biete McCain keine Gewähr für einen grundlegenden Politikwechsel. Allerdings konnte der 71-Jährige in den vergangenen Wochen seinen Rückstand in den Wählerumfragen aufholen. Nun aber, in den vergangenen vier Tagen der demokratischen "Convention" hat Obama wieder einen Vorsprung: Laut des Instituts Gallup führt er in der Wählergunst mit 48 zu 42 Prozent. Allerdings ist es üblich, dass die Kandidaten gestärkt aus ihrem Wahlparteitag hervorgehen, und die Versammlung der Republikaner steht erst in der nächsten Woche an.

Die Wechselstimmung in den USA ist offenbar noch nicht ganz verschwunden. Der aber finde nicht in der Hauptstadt statt, so der demokratische Kandidat: "Der Wechsel kommt nicht aus Washington, sondern nach Washington."

nik