Die Wähler der südasiatischen Atommacht Pakistan haben der Politik des umstrittenen Präsidenten Pervez Musharraf eine deutliche Absage erteilt. Bei der Parlamentswahl liegen die beiden großen Oppositionsparteien nach inoffiziellen Ergebnissen mit mehr als 60 Prozent der bislang ausgezählten Stimmen klar vorn. Die regierende Pakistanische Muslim-Liga (Quaid), die Musharraf unterstützt, steht mit rund 13 Prozent vor einem Wahldebakel. Auch den Islamisten, die bei der Wahl 2002 stark abgeschnitten hatten, droht nach Auszählung der Stimmen in 215 der 272 Wahlkreise eine vernichtende Niederlage.
Die Opposition wird damit aller Voraussicht nach den nächsten Premierminister stellen. Musharraf, der sich im vergangenen Herbst noch vom alten Parlament für weitere fünf Jahre im Amt hatte bestätigen lassen, stand nicht zur Wahl. Die Abstimmung am Montag wurde aber als Referendum über die Politik des Ex-Militärmachthabers gewertet. Musharraf hat sich zur Kooperation mit dem künftigen Premierminister unabhängig vom Wahlausgang bereit erklärt. Anhänger der Opposition begannen noch in der Nacht zu Dienstag in mehreren Städten mit spontanen Feiern. Sie tanzten auf den Straßen, feuerten in die Luft und verteilten Süßigkeiten.
Die Volkspartei PPP liegt vorn
Nach Angaben des Nachrichtensenders Geo TV hat die Volkspartei PPP der Ende Dezember ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto inzwischen die Pakistanische Muslim-Liga (Nawaz) des Musharraf-Gegners und Ex-Premierministers Nawaz Sharif überholt. Demnach hat die PPP 69 der bislang 215 ausgezählten Wahlkreise gewonnen. Die PML-N folgt mit 62 Sitzen. Die regierende PML-Q kann sich nur in 29 Wahlkreisen eine Mehrheit sichern. Das islamistische Parteienbündnis MMA, von dem ein Teil der Parteien die Wahl boykottierte, erringt drei Sitze. Die restlichen bereits entschiedenen Sitze verteilen sich vor allem auf Regionalparteien und unabhängige Kandidaten.
Bei der Wahl knapp acht Wochen nach dem Mord an Oppositionsführerin Benazir Bhutto war es zwar zu Zusammenstößen gekommen, bei denen nach Regierungsangaben 19 Menschen starben. Die befürchteten Terroranschläge blieben aber aus. Mehr als 80 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen worden. Erwartet wurde eine geringe Wahlbeteiligung, wofür Behördenvertreter die Angst vor Anschlägen verantwortlich machten. Offizielle Zahlen zur Wahlbeteiligung, die im Jahr 2002 bei 42 Prozent gelegen hatte, liegen noch nicht vor.