US-Präsident George W. Bush hält den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain für einen unabhängigen Denker und auch bei der Terrorbekämpfung für "genau den Mann, den wir brauchen". McCain sei geradlinig und ehrlich, sagte Bush in einer rund achtminütigen Rede, mit der er sich am Dienstagabend Ortszeit live per Satelliten-Übertragung an den Parteitag der Republikaner in Minneapolis-St. Paul im Bundesstaat Minnesota richtete.
Einen ursprünglich für Montag geplanten direkten Auftritt vor den 2400 Delegierten hatte Bush wegen des Hurrikans "Gustav" abgesagt. Zudem war das gesamte Auftaktprogramm des Kongresses sturmbedingt drastisch gekürzt worden.
Am Dienstag setzten die Republikaner ihren Parteitag zunächst mit einer Rede des Minderheitenführers im Abgeordnetenhaus, John Boehner, fort. Zudem wandte sich der Ex-Senator und Schauspieler Fred Thompson an die Delegierten, um McCains persönlichen Mut zu loben. Der Senator aus Arizona lasse sich weder von Meinungsumfragen noch davon einschüchtern, "was politisch populär ist", sagte Thompson.
Besonders pikant war - zumindest für die Demokraten - die Rede des unabhängigen Senators Joe Lieberman. Lieberman hatte jahrzehntelang für die Demokraten in dem Parlament gesessen, gehörte zu deren prominentesten Figuren, im Jahr 2000 zog er sogar als Vize des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore in den Wahlkampf. Bei der vergangenen Senatswahl verweigerte ihm seine Partei jedoch die Nominierung als Kandidat. Deshalb trat Lieberman als Unabhängiger an - und gewann. Parteimitglieder der Demokraten bliebt er dennoch. Nun unterstützt er McCain, den er einen Freund nennt, und wurde zeitweise sogar ernsthaft als dessen möglicher Vize gehandelt. "John McCain ist ein Präsident, dem unsere Verbündeten vertrauen können und den unsere Feinde fürchten", sagte Lieberman. Für die Republikaner ist Liebermans Aussage von erheblicher strategischer Bedeutung, um Stimmen aus dem Lager der Demokraten abzufischen. Und so betonte Lieberman in seiner Rede auch die überparteilichen Fähigkeiten McCains, dessen Standhaftigkeit. Ausdrücklich unterstützte Lieberman auch vollherzig Sarah Palin, McCains designierte Vizekandidaten für das Präsidentenamt. Das ist vor allem deshalb auffällig, weil Lieberman als gesellschaftspolitisch liberal gilt, während Palin eine rechtskonservative gesellschaftspolitische Ausrichtung vertritt.
Bush bezeichnet McCain als mutig
Bush erklärte unter anderem mit Blick auf McCains Gefangenschaft im Vietnamkrieg, das Leben habe den Senator aus Arizona darauf vorbereitet, wenn nötig auch harte Entscheidungen zu fällen. "Er ist fähig, diese Nation zu führen." Bush fuhr fort, die USA brauchten auch einen Präsidenten, der die Lektionen aus den Anschlägen vom 11. September verstehe: die Notwendigkeit, Terrorattacken zu stoppen, bevor sie geschähen. "Der Mann, den wir brauchen, ist John McCain."
Er sei zudem ein unabhängiger Mann, "der eigenständig denkt", stellte Bush weiter heraus. McCain habe keine Furcht, es zu sagen, "wenn er anderer Ansicht ist". Als Beispiel für den "Mut" des Kandidaten nannte der Präsident McCains starke Unterstützung für seine Entscheidung im vergangenen Jahr, die Truppen im Irak aufzustocken.
Bush äußert sich weiter optimistisch über die Erfolgsaussichten von McCain und dessen Vizekandidatin Sarah Palin bei der Präsidentschaftswahl am 4. November. Wenn die Zeit zum Wählen gekommen sei, "werden die Amerikaner sich das Urteilsvermögen, die Erfahrung und die Politik der Kandidaten genau anschauen - und sie werden ihre Stimme für das Duo McCain-Palin abgeben", sagte der Präsident.