Am Ende des heftig verschneiten Abends war es fast so etwas wie ein kleiner Sieg für den Mann aus dem Sonnenscheinstaat. Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, hat bei der ersten Abstimmung im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf den zweiten Platz gemacht. Zwar deutlich hinter dem Sieger Donald Trump, aber immerhin noch vor Nikki Haley. Sie, die Republikanerin der Stunde. Er, derjenige, der in den Umfragen zuletzt böse abgestürzt war und in Iowa alles auf eine Karte gesetzt hatte.
Was der Vorwahlstart in Iowa über die Wahl verrät
Iowa – wenig Menschen, viel Mais – stimmt traditionell als erster Bundesstaat über die Kandidaten ab, weshalb das ganze Land gebannt auf das dortige Ergebnis schaut. Dabei sagt es fast nie etwas darüber aus, wer am Ende ins Präsidentschaftsrennen geht, geschweige denn, wer die Wahl im November gewinnen wird. In diesem Jahr hat die Vorwahl zumindest ein politisches Schicksal besiegelt: Der vierte Präsidentschaftsbewerber, der Rechtsaußen-Unternehmer Vivek Ramaswamy, hat seine Bewerbung zurückgezogen.
Bleiben also, neben zwei Zählkandidaten, noch drei Republikaner im Rennen um die Kandidatur, von denen aber weder Nikki Haley noch Ron DeSantis Chancen haben dürften, den enteilten Donald Trump einzuholen. Stellt sich also die Frage, wie lange sich die beiden den Vorwahlstress noch geben werden. Oder wollen.
Ron DeSantis zum Beispiel ist für die Abstimmung in Iowa zu jedermanns Grüßaugust geworden. "Er hat alle 99 Landkreise besucht, in kleinsten Städten und Pubs gehalten, um sich den Fragen der Bewohner und Presse zu stellen", schreibt die "New York Times" über den Wahlkampf des Mannes aus dem fernen Florida. Geschätzte Kosten: eine mittlere achtstellige Summe. Nur für diesen Bundesstaat mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern.
Wie viel Geld hat Ron DeSantis noch?
Bis in den Sommer hinein war Ron DeSantis noch mit einem üppigen Finanzpolster ausgestattet. Doch je mehr Geld seine Kampagne ausgab, desto mehr fiel er in den Umfragen zurück. Im Dezember machten Berichte über ausbleibende Spenden die Runde, mittlerweile ist unklar, wie lange sein Geld noch ausreicht, um einen Wahlkampf auf Präsidentschaftsniveau führen zu können. Für potenzielle Geldgeber jedenfalls ist DeSantis nach der Abstimmung in Iowa nicht attraktiver geworden.
Prognose: Auch wenn es dem Gouverneur von Florida bei der ersten Vorwahl hätte härter treffen können, dürfte er äußerst unzufrieden mit der Gesamtentwicklung sein. Sollte er allerspätestens Ende Februar bei der Vorwahl in South Carolina, der Heimat von Kontrahentin Nikki Haley, keinen Stich sehen, dürfte er aus dem Rennen aussteigen. Vermutlich aber schon früher.
Für Nikki Haley, die in diesen Tagen 52 Jahre alt wird, dürfte die Abstimmung in Iowa ein Dämpfer gewesen sein, wenn auch nur ein kleiner. Sie ist der Shootingstar, hatte in den parteiinternen Umfragen Ende des Jahres Ron DeSantis überholt und gilt für die nächste Vorwahl in New Hampshire Ende Januar als Favoritin auf Platz zwei. Selbst ein Sieg ist nicht völlig ausgeschlossen.
Sie hat Donald Trump unbeschadet überstanden
Haley war unter Donald Trump US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und ist eine der ganz wenigen republikanischen Spitzenleute, die sein Umfeld politisch überlebt haben. Das macht ihren Wahlkampf aber nicht leichter. Denn einerseits teilen sie eine gemeinsame Vergangenheit, von der sie sich nur schwer distanzieren kann, andererseits muss sie sich deutlicher vom Ex-US-Präsidenten abgrenzen, um als Alternative zu gelten. "Diese Zweigleisigkeit könnte ihr als Unentschiedenheit ausgelegt werden", schreibt stern-Washington-Korrespondent Marc Etzold.
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Aber möglicherweise hat Haley auch gar nicht die Absicht, US-Präsidentin zu werden. Zumindest jetzt noch nicht. Denn die Republikaner sind fest in der Hand Donald Trumps, an ihm führt so schnell kein Weg vorbei – vor allem nicht als Frau.
Prognose: Möglicherweise bereitet sie mit ihrer Kandidatur bereits den Boden für die Nach-Trump-Zeit vor. Oder sie liebäugelt mit einem Posten in Trumps nächster Regierung – etwa als US-Vizepräsidentin. Dazu muss sie nur die klare Nummer zwei in der Partei werden. Also: länger durchhalten als Ron DeSantis.
Quellen: "The Hill", "New York Times", "Financial Times", NBC News, FEC, 270towin.com