Republikanische Vorwahl in Iowa Der Durchmarsch des Donald J. Trump

Nach seinem Wahlsieg in Iowa spricht Donald Trump zu seinen Anhängern in der Landeshauptstadt Des Moines
Nach seinem Wahlsieg in Iowa spricht Donald Trump zu seinen Anhängern in der Landeshauptstadt Des Moines
© Andrew Harnik / Picture Alliance / AP
Der frühere Präsident holt die Hälfte aller Stimmen, Ron DeSantis und Nikki Haley neutralisieren sich gegenseitig. Für Trump war es ein nahezu perfekter Abend, seinen Gegnern bleibt noch eine Hoffnung. 

Einen solchen Donald Trump erleben die Vereinigten Staaten von Amerika selten. Er spricht ruhig, pöbelt seine Herausforderer nicht an – im Gegenteil, er lobt sie sogar. "Ich möchte Ron und Nikki gratulieren", sagt Trump nach seinem Wahlsieg in Iowas Hauptstadt Des Moines. "Sie haben sich gut geschlagen." Über Monate hatte er heftig gegen beide ausgeteilt. DeSantis nannte er "Ron DeSanctimonious", einen Scheinheiligen. Haley musste sich anhören, sie habe ein "Spatzenhirn". Nun bezeichnet er beide als "sehr kluge Leute".

Mehr als die Hälfte der Republikaner, die an der ersten republikanischen Vorwahl in Iowa teilgenommen haben, stimmten für Donald Trump. Noch einen Tag vor der Wahl in Iowa hatte der frühere Präsident bei einer Kundgebung geprahlt, die "Make America Great Again"-Republikaner würden mittlerweile 95 Prozent der Partei ausmachen. Ein absolutistischer Alleinherrscher ist er zwar nicht, eine absolute Mehrheit der Republikaner hat er aber sehr wohl hinter sich. Seine Konkurrenten hält er mit etwa 30 Prozentpunkten auf Abstand, es ist der Durchmarsch des Donald Trump in Iowa.

Mit seinen versöhnlichen Worten will er klar machen: Es ist vorbei, seine Konkurrenten sollten aussteigen, damit sich die Partei hinter ihm versammeln kann. So weit ist es aber noch nicht.

Nikki Haley hatte sich lange Zeit kaum Chancen im konservativen Iowa ausgerechnet, weil sie eher moderatere Republikaner anspricht. Zuletzt hatten die frühere UN-Botschafterin Umfragen klar auf dem zweiten Platz gesehen. Nun muss sie sich mit dem dritten Platz hinter Ron DeSantis begnügen. Sie geht ohne den erhofften Rückenwind in die nächste Vorwahl.

In New Hampshire, wo am nächsten Montag gewählt wird, hofft Haley auf einen Sieg. In der zurückliegenden Woche hatte der Nachrichtensender CNN eine Umfrage veröffentlicht, wonach Trump dort 39 Prozent erreichen würde, Haley 32 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt war Chris Christie noch im Rennen, der seinen Wahlkampf vollständig darauf ausgerichtet hatte, Trump zu verhindern. Der hat seine Kampagne zwischenzeitlich beendet und Haley will nun möglichst viele "Never Trumpers" überzeugen, sie zu unterstützen.

Ron DeSantis kommt auf den zweiten Platz und ist dennoch chancenlos

Für die frühere Gouverneurin von South Carolina ist das gar nicht so einfach. Bei ihren Auftritten sagt sie stets, dass Trump der richtige Präsident zur richtigen Zeit gewesen sei. Inhaltlich habe er gute Arbeit geleistet, ziehe aber das Chaos an. Haley will nicht vollständig mit dem Ex-Präsidenten, für den sie selbst gearbeitet hatte, brechen und zugleich als Alternative zu ihm gesehen werden. Diese Zweigleisigkeit könnte ihr als Unentschiedenheit ausgelegt werden.

Der Unternehmer Vivek Ramaswamy hat in Iowa den vierten Platz geholt und noch in der Wahlnacht seine Kampagne beendet. Die meisten seiner Wähler dürften zu Trump abwandern, programmatisch unterscheiden sich die beiden kaum. Das dürfte einen Haley-Sieg in New Hampshire erschweren. Und selbst wenn sie dort gewinnt, ist unklar, wie es danach für sie weitergehen könnte. In Nevada, wo die dritte Vorwahl stattfindet, wird ein Erdrutschsieg Trumps erwartet. Und auch in South Carolina, Haleys Heimatstaat, liegt Trump weit vorne.

Noch schlechter sieht es für Ron DeSantis aus. Der Kampf um die Präsidentschaft dürfte trotz seines zweiten Platzes spätestens in einigen Wochen vorbei sein. Er hatte seine gesamte Kandidatur darauf ausgerichtet, in Iowa zu gewinnen. In anderen Staaten hat er bislang kaum oder gar keinen Wahlkampf gemacht. In New Hampshire ist er weit abgeschlagen, kommt nur auf einstellige Werte. DeSantis fehlt ein "path to victory", wie es amerikanische Demoskopen formulieren, ein realistisches Szenario, wie er gewinnen kann.

Der Wahlabend in Iowa ist somit ein großer Triumph für Donald Trump. Doch auch er muss Grund zur Sorge haben. In den Wahllokalen wurden Wählerinnen und Wähler von Meinungsforschern gefragt, ob sie für Trump als Präsident für geeignet halten, falls er in einem Strafprozess verurteilt werden sollte. Etwa zwei Drittel gaben an, auch im Falle einer Verurteilung zu Trump halten zu wollen, ein Drittel verneinte das.

Trumps Chancen in der Hauptwahl werden vor Gericht entschieden

Die Zahlen müssen mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden, weil sie auf Iowa begrenzt und nicht repräsentativ sind. Aber für den Ex-Präsidenten ist das ein gefährliches Szenario, sollte sich ein spürbarer Teil seiner Basis im Falle einer Verurteilung von ihm abwenden. Für Trump zeigt das erneut: Seine Chancen auf eine Rückkehr ins Weiße Haus hängen maßgeblich davon ab, was in den Gerichtssälen geschieht.

Nach seiner Rede in Iowa ist Trump nach New York geflogen. Dort will er am Dienstag an einem Verleumdungsprozess teilnehmen, den Jean Carroll ins Rollen gebracht hat. Die Schriftstellerin fordert mindestens zehn Millionen Dollar von dem Ex-Präsidenten. Der heute 77-Jährige wurde im Mai 2023 wegen sexueller Nötigung verurteilt. Die Autorin hatte ihm vorgeworfen, sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Luxuskaufhaus in einer Umkleidekabine vergewaltigt zu haben. Danach hat er sie immer wieder beleidigt und ihr Lügen vorgeworfen.

Nach dem Prozesstag will Trump am Abend nach New Hampshire fliegen und Wahlkampf machen. Da dürfte er wieder unfreundlichere Worte für Haley und DeSantis finden.