Kurz nach einer dringenden amerikanischen Terrorwarnung sind bei einem Selbstmordanschlag auf eine Ausländersiedlung in der saudiarabischen Hauptstadt Riad 17 Menschen getötet und bis zu 100 verletzt worden. Nach Auskunft von Diplomaten in Riad handelt es sich bei den Todesopfern um eine ägyptische Familie mit zwei Söhnen, vier Libanesen und zwei Wachmänner. Ärzte in Riad teilten mit, die meisten der Verletzte seien Frauen und Kinder.
Nach Angaben von Augenzeugen griffen die Täter in der Nacht zum Sonntag gegen Mitternacht die Wachleute mit Maschinenpistolen und Handgranaten an und sprengten anschließend mitten in der Anlage ein Auto in die Luft. Der arabische Sender El Arabija berichtete, die Polizei habe die sterblichen Überreste mehrerer Attentäter gefunden.
Die saudische Behörde macht das Terrornetzwerk El Kaida verantwortlich
Nach Informationen des Fernsehsenders El Dschasira wurden bei dem Autobomben-Anschlag auch drei Amerikaner und drei Kanadier arabischer Herkunft verletzt. Arabische Botschaften erklärten, unter den Verletzten seien zehn Ägypter und 24 Libanesen. Die saudischen Behörden machten das Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden für die Tat verantwortlich.
Das US-Außenministerium hatte wegen aktueller Terrordrohungen am Samstag die Botschaft in Riad und das Konsulat für voraussichtlich drei Tage geschlossen. Die Explosion in der Siedlung El Muhajja war auch im fünf Kilometer entfernten Diplomatenviertel zu hören. Das Quartier ist stark gesichert. In den Krankenhäusern von Riad wurde der Notstand ausgerufen.
Armitage besucht dennoch Saudi-Arabien
Direkt nach dem Anschlag forderte die US-Botschaft in Riad alle in der Stadt lebenden Amerikaner auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Botschaftsangestellte und ihre Angehörigen sollten im Diplomatenviertel bleiben, hieß es auf der Internet-Seite der US-Vertretung. Der für heute vorgesehene Besuch von Vizeaußenminister Richard Armitage in Saudi-Arabien wurde jedoch nach Angaben von Diplomaten in Riad nicht abgesagt.
Am Tatort bot sich heute, nachdem der durch die Explosion ausgelöste Großbrand gelöscht war, ein Bild der Verwüstung. In den 206 Häusern der Wohnanlage El Muhajja wohnen nach Angaben der Direktion vor allem Libanesen, Syrer, Palästinenser und Ägypter. Nach Angaben eines Bewohners sind vier Häuser von Familien aus Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien bewohnt. In dem Komplex leben auch viele gebürtige Araber mit europäischem und amerikanischem Pass.
"Feige Aktion gegen unschuldige Zivilisten"
Der Golfkooperationsrat verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. In einer in Riad veröffentlichten Erklärung war von einer "feigen Aktion gegen unschuldige Zivilisten" die Rede. Das saudische Innenministerium sprach von einem "Terrorakt".
Ein Angehöriger der saudischen Sicherheitskräfte sagte, die Täter seien auf die gleiche Weise vorgegangen wie bei den Anschlägen im Mai. Damals hatten Selbstmordattentäter in einer Nacht drei Ausländer-Wohnsiedlungen angegriffen und dabei 35 Menschen getötet. Seither sind im Königreich Saudi-Arabien rund 600 mutmaßliche Terroristen festgenommen worden.
Nach den Anschlägen vom Mai, die nach Angaben der saudischen Behörden auf das Konto von El Kaida gingen, hatten bereits zahlreiche westliche Ausländer das Land verlassen. Neben zwei vorwiegend von westlichen Ausländern bewohnten Siedlungen war auch im Mai eine hauptsächlich von Libanesen und anderen Arabern bewohnte Anlage angegriffen worden.